LAV Magazin 2022

Magazin 73. Lateinamerika-Tag Hamburg 10. & 11. November 2022

Hamburg is our home – so is Latin America For 175 years Hapag-Lloyd is connecting markets, countries and people. We are among the market leaders in Latin America – enabling the respective countries to strongly participate in world trade. With 26 services to and from Latin America we cover 66 different ports in the region. That’s why we are proud to call Latin America our home. Follow our story:

4 Grußworte 14 República de Paraguay – Republik Paraguay 18 Arthur E. Darboven Vorstandsvorsitzender des LAV 22 Agentur für Wirtschaft und Entwicklung – AWE Deutsche Entwicklungspolitik setzt auf sozial-ökologische Transformation der lateinamerikanischen Wirtschaft 26 Proman Paving the way for a greener marine industry 28 LAV - Commissioners 38 Germany Trade and Invest – GTAI In Chiles Wasserstoffsektor herrscht Goldgräberstimmung 40 Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft – DEG Die Welt mit jedem Projekt ein Stückchen besser machen 44 Deutsche Bank AG Kein Export ohne Import 46 Mitglieder des LAV Klaus F. Hepp 50 The European Union – Latin America and Caribbean Foundation – EU-LAC Europa, América Latina y el Caribe ante la expectativa de una cumbre de Jefes(as) de Estado 2023 52 gute aussichten – junge deutsche fotografie FOKUS Mexiko–Deutschland 56 Mercedes Díaz García Iberoamerikanische Musik des 20. und 21. Jahrhunderts Programm 58 Lateinamerika-Tag 2022 Stand und Zukunft der Beziehungen Europa (Deutschland) – Lateinamerika 60 Día de América Latina 2022 Situación actual y futuro de las relaciones entre Europa (Alemania) y América Latina 62 Lateinamerika-Tag 2022 Innovation: ein neues Sprungbrett für Lateinamerika? 64 Día de América Latina 2022 La innovación: ¿un nuevo trampolín para América Latina? 66 Sponsoren / Patrocinadores 69 LAV-Young Professionals 70 Impressum / Pie de imprenta Lateinamerika-Tag 2022 03 Inhaltsverzeichnis / Índice

Als neuer Präsident des Lateinamerika Vereins ist es mir eine große Freude und Ehre, Sie beim diesjährigen Lateinamerika-Tag begrüßen zu dürfen. Noch vor einem Jahr freuten wir uns über die Möglichkeit, den LAT wieder live durchführen zu können, wenngleich auch noch mit Abstandsregeln und mit eher ungewöhnlichen Einschränkungen beim Galadiner. In diesem Jahr sind die Beeinträchtigungen durch Corona so gut wie verschwunden, doch stehen wir nun einem neuen bedrohlichen Szenario gegenüber. Dieses, so mag man fälschlich meinen, beträfe Lateinamerika nicht – jedoch hat es enorme Auswirkungen auf die deutsche und die Weltwirtschaft: ich spreche vom Ukraine Krieg. In diesem Umfeld der erstaunlich schnellen Neuorientierung im Hinblick auf Lieferketten, Handelspartner und Marktzugänge rückt Lateinamerika wieder verstärkt in den Fokus – nicht nur aus Sicht der Wirtschaft, sondern auch aus Regierungssicht. Es geht dabei um neue alte Partnerschaften, um Augenhöhe und eine umfassend nachhaltige Zusammenarbeit. Vor allem geht es aber auch darum, demokratische Strukturen überall zu kräftigen und das international ausgehandelte Klimaziel in der globalen Wirtschaft zu verankern. Wir wissen auch, dass es heutzutage keine einseitigen Bedürfnisse durchzusetzen gilt und das wir von unseren Partnern vieles lernen können. Aus diesemGrund freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, dass mittlerweile einige Regierungsvertreter, auf lokaler und Bundesebene, Lateinamerika wieder proaktiv angegangen sind und dass bereits avisierte Besuchsabsichten im Raume stehen, welche von Ihrem Lateinamerika Verein unterstützt werden. Das sind positive Signale. Der Lateinamerika-Tag trägt die Anliegen durch die aktuellen Debatten und Vorträge während der zweitägigen Konferenz in die deutsche Wirtschaft, die in und mit Lateinamerika arbeitet. Abgesehen von den hochaktuellen Themen Energie, Digitalisierung, Ernährung, Finanzierung und Global Health möchten wir auch Neues präsentieren. Es ist uns gelungen, Vertreter von einigen der agilsten und hochbewerteten Start-ups aus Lateinamerika zu gewinnen, die ihre Erfahrung und ihre Sicht auf heutiges und vor allem zukünftiges Wirtschaften mit uns teilen werden. Seien Sie gespannt! Wir freuen uns, Ihnen mit dem LAT 2022 wieder die Möglichkeit eines zielgerichteten Austauschs bieten zu können. Nutzen Sie sie! Vernetzen Sie sich und andere. Der Lateinamerika Verein ist Ihre Plattform! Ich wünsche Ihnen in diesem Sinne einen erfolgreichen Lateinamerika-Tag, Ihr Arthur E. Darboven Vorsitzender des Vorstands, Lateinamerika Verein e.V. Sehr verehrte Damen und Herren, liebe MitgliederundFreundedesLateinamerikaVereins, Arthur E. Darboven Grußwort des Vorstandsvorsitzenden des Lateinamerika Verein e.V. 04 Grußworte zum Lateinamerika-Tag 2022

#TRANSFORMTHEEVERYDAY ImWandel die Zukunft gestalten. Jetzt ist der Moment, den Wandel zu gestalten und Industrie, Infrastruktur, Mobilität und Gesundheitswesen – das Rückgrat unserer Wirtschaft und Gesellschaft – nachhaltig zukunftsfähig zu machen. Mit Technologien, die den Menschen dienen. Der Moment, die realen mit den digitalen Welten zu verbinden und gemeinsam eine bessere Zukunft möglich zu machen. siemens.com

Hamburg und die Länder Lateinamerikas pflegen seit dem 17. Jahrhundert gute und verlässliche Handelsbeziehungen. Unsere Stadt ist seit 1916 Sitz des Lateinamerika-Vereins, der sich aktiv für die Förderung der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Lateinamerika einsetzt. Hamburg ist damit ein guter Ort für den Lateinamerika-Tag als zentrales Netzwerk- und Informationstreffen für Unternehmen aus Deutschland und Lateinamerika. Im Vordergrund unserer Beziehungen stand in der Vergangenheit vor allem der Handel mit Rohstoffen und Agrarprodukten, der über den Hamburger Hafen erfolgte. Heute geht es darüber hinaus auch um die Zusammenarbeit in Forschung und Innovation, zum Beispiel im Bereich des Klimaschutzes und der erneuerbaren Energien. Die Energiewende ist durch den Krieg in der Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise noch dringlicher geworden. Die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern ist in Zukunft nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch der wirtschaftlichen Stabilität und internationalen Sicherheit. Mit regenerativem Strom hergestellter Wasserstoff und seine Derivate sind als Energieträger dabei ein bedeutender Faktor. Hamburg hat das Ziel, ein führender Standort für den Import und den Handel mit Wasserstoff in Europa zu werden. Dafür investieren wir in leistungsfähige Infrastruktur und moderne Technologien. Zugleich bauen viele lateinamerikanische Länder ihre Wind- und Solarenergie aus und schaffen die Voraussetzungen für die Produktion und den Export von Wasserstoff. Beim Aufbau der internationalen Wasserstoffwirtschaft wollen wir mit Lateinamerika künftig enger zusammenarbeiten, um gemeinsam die Energiewende und den Strukturwandel in Wirtschaft und Industrie voranzubringen. Mit seiner Expertise und seinem Netzwerk ist der Lateinamerika-Verein seit über 100 Jahren ein wichtiger Ansprechpartner für Wirtschaft und Politik in Deutschland und Lateinamerika. Er gibt durch Veranstaltungen wie den Lateinamerika-Tag immer wieder neue Impulse für die Entwicklung der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen. In diesem Jahr beschäftigt sich die Konferenz mit den vielfältigen Transformationsprozessen auf beiden Seiten des Atlantiks und mit den sich daraus ergebenden Potenzialen für unsere Zusammenarbeit. Im Namen des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg wünsche ich allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 73. Lateinamerika-Tages eine interessante Tagung und einen schönen Aufenthalt in Hamburg. Dr. Peter Tschentscher Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lateinamerika-Tages, Dr. Peter Tschentscher Grußwort des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg 06 Grußworte zum Lateinamerika-Tag 2022

As a family-owned company, HELM stands for fairness, reliability, supreme quality standards as well as the protection of people and the environment. With some 1,600 employees, more than 100 subsidiaries, sales oces and participations in over 30 countries – including Mexico, Brazil, Argentina and Colombia – we are one of the world’s leading partners. Latin America – Hamburg A really good connection HELM AG Nordkanalstr. 28 20097 Hamburg /Germany Phone: +494023750 info@helmag.com www.helmag.com Chemicals Crop Solutions Pharma Our know-how and local presence make us the ideal partner for: ▶International Distribution ▶Logistics ▶Production ▶Project Development ▶Scientific and Technical Services

I address you in view of my upcoming visit to Germany, a country with which Paraguay shares a long and fruitful relationship. The important migration that started already in the 19th century has created deep and visible bonds between our countries. The effort and hard work of generations of Germans and their descendants have brought development throughout various regions of Paraguay and allowed the foundation of industries that are now national flagships. My goal and desire is that these constructive relations will be deepened and, in that sense, to strengthen trade, investment and technology exchanges. Our shared values, such as the moral awareness regarding democracy and human rights, as well as a common interest in a more open and fairer world provide a solid foundation for this endeavor. Paraguay is a country that is committed to hard work and, as such, is convinced that business leadership is an engine for development. In our quest to attract foreign investment, we open our doors to the world and present ourselves as a safe, reliable and stable country in the heart of South America. Germany, for its part, is a European leader and a thriving economic power. The strength of its small and medium-sized enterprises, its respected vocational training system and its leadership in the development of renewable energies are examples worldwide and constitute potential areas of collaboration between our countries. Our ultimate goal is to work together for sustainable development and economic growth which will translate into greater well-being and better living conditions for our nations. We are confident that our relationship with Germany can play an important role in this regard. That is why we extend our invitation to the companies and leaders of this country, hoping to create strategic partnerships of mutual benefit. H.E. Mario Abdo Benítez President of the Republic of Paraguay Dear friends of the Business Association for Latin America, H.E. Mario Abdo Benítez Grußwort des Präsidenten der Republik Paraguay 08 Grußworte zum Lateinamerika-Tag 2022

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Der diesjährige Lateinamerika-Tag fällt in eine Zeit, in der sich politische, ökonomische und ökologische Krisen zu einem perfekten Sturm zusammenbrauen. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Engpässe im internationalen Handel, Energieknappheit, hohe Inflation und die Klimakatastrophe verdichten sich zu einer nie dagewesenen Herausforderung. Doch es gibt auch Zeichen der Hoffnung und Grund zur Zuversicht: Wir können uns diesem Orkan erfolgreich entgegenstellen, wenn wir verlässliche Partner an unserer Seite haben, die unsere Werte teilen und sich für Freiheit und Demokratie stark machen. Lateinamerika und Europa verbinden gemeinsame Werte, ein über viele Jahre gewachsenes Vertrauen und unzählige persönliche Beziehungen von Mensch zu Mensch. Inmitten einer sich plötzlich massiv wandelnden Welt sind das wichtige Voraussetzungen dafür, noch enger zusammenzurücken, sich gegenseitig beizustehen und gemeinsam Potenziale zu heben. Gerade eine noch intensivere wirtschaftliche Zusammenarbeit bietet enorme Chancen und Wohlstandsperspektiven für beide Seiten, bei erneuerbaren Energien ebenso wie im Rohstoff-, Agrar- oder Technologiesektor. Ich bin überzeugt, dass wir durch die gemeinsame Arbeit an ressourcen- und energieeffizienten Lösungen und einem fairen, berechenbaren Investitionsumfeld ganz neue Formate für eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit auf dem Weg hin zu einer zukunftssicheren, resilienten und dekarbonisierten Ökonomie mit nachhaltiger Wertschöpfung realisieren können. In diesem Sinne, wünsche ich Ihnen für den diesjährigen Lateinamerika-Tag viel Erfolg, interessante Gespräche und neue Erkenntnisse! Dr. Robert Habeck Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Dr. Robert Habeck Grußwort von Dr. Robert Habeck Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz für den Lateinamerika-Tag 2022 Grußwort des Bundesministers für Wirtschaft und Klimaschutz 10 Grußworte zum Lateinamerika-Tag 2022

KÜHNE LOGISTICS UNIVERSITY | Großer Grasbrook 17 | Hamburg HafenCity | Germany +49 40 328 707-160 | study@the-klu.org | www.the-klu.org Study in Germany in English • KLU is a boutique style university with a focus on logistics and leadership • Safe environment, respectful of all cultures • Truly international campus, competitive prices for education and living expenses (vs UK/US) • Strong economy and 18 months visa to enter the job market • Big Latin community and great appreciation of Latin cultures Laura Benez Guaglini (Brazil), Graduate BSc Business Administration 2022 STUDY A BACHELOR IN BUSINESS ADMINISTRATION IN HAMBURG, GERMANY. From an innocent teen who fell in love with Germany to a fantastic project leader and the most recognizable face of the KLU student body. Laura left Brazil and embarked on a four-year journey in which she has grown internally, developed many skills, made long-lasting friendships, and accumulated lots of memorable moments. A G Discover her experience listening to our podcast.

Bis vor wenigen Monaten standen Lateinamerika und die Karibik nicht im Fokus der deutschen Wirtschaftsinteressen. Die veränderte geopolitische Lage durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat das grundsätzlich und wahrscheinlich nachhaltig geändert. Mit der Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft bemerke ich ein zunehmendes Interesse am Ausbau der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen und eine wachsende politische Aufmerksamkeit über den Südatlantik hinweg! Ob Eisenerz aus Brasilien, Erdgas aus Mexiko, Lithium aus Bolivien, Kupfer aus Chile und vieles mehr: Rohstoffe, die bisher zu einem großen Teil aus der Russischen Föderation importiert wurden, müssen schnell und zu annehmbaren Kosten für die deutsche Wirtschaft ersetzt werden. Lateinamerika ist dafür ein geborener Partner. Dazu kommt das riesige Potenzial, das viele Länder des Kontinents in Bezug auf die Produktion grünen Wasserstoffs haben. Die Beziehungen der deutschen Unternehmen zur Region sind hervorragend, haben eine lange positive Tradition und sind von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Das sind sehr gute Voraussetzungen, um die in den letzten Jahren in den Schatten getretenen wirtschafts- und handelspolitischen Beziehungen wieder zu intensivieren. Bundespräsident Steinmeier hat jüngst Mexiko besucht. Staatssekretärin Brantner aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat in Chile eine Rohstoffmesse und -konferenz besucht. Ein Gegenbesuch des chilenischen Handelsministers Grau hat vor kurzer Zeit stattgefunden. Wirtschaftsministerin Clouthier aus Mexiko war jüngst in Berlin. Weitere Delegationen aus Politik und Wirtschaft sind noch für dieses Jahr in beide Richtungen angekündigt. Ich selbst habe in diesem Sommer auf zwei Reisen bereits fünf Länder in Lateinamerika besucht und bis Dezember stehen für mich noch zwei Reisen an, um dort in weiteren Ländern wirtschaftspolitische Gespräche zu führen und mich mit Unternehmern zu treffen. Es gibt Anlass genug, für Deutschland und für Europa, dringende wirtschafts- und handelspolitische Hausaufgaben zu erledigen. Die Handelsabkommen mit Chile, mit Mexiko und vor allem mit dem Mercosur, dem größten gemeinsamen Markt Lateinamerikas, müssen zügig auf den Weg gebracht werden. Deutsche Unternehmen brauchen mehr denn je neue Absatzmärkte, neue Bezugsquellen und sichere Investitionsstandorte. Lateinamerika kann zur Stabilisierung unserer Wirtschaft entscheidend beitragen: zum beiderseitigen Nutzen! Der Lateinamerikatag ist eine wichtige Plattform für deutsche Unternehmen auf dem Weg nach Lateinamerika und in die Karibik. Ich wünsche Ihnen im Namen der Lateinamerika-Initiative der Deutschen Wirtschaft interessante Anregungen, viel Erfolg und gute Geschäfte! Ingo Kramer Vorsitzender der Lateinamerika-Initiative der deutschen Wirtschaft (LAI) Strategischer Partner: Lateinamerika und die Karibik Ingo Kramer Träger der LAI: Grußwort des Vorsitzenden der Lateinamerika-Initiative der deutschen Wirtschaft (LAI) 12 Grußworte zum Lateinamerika-Tag 2022

PUSHING LIMITS. TOGETHER. Wintershall Dea is Europe’s leading independent gas and oil company. We search for and produce natural gas and crude oil – in 13 countries worldwide. Responsibly and efficiently. Latin America is one of Wintershall Dea’s core regions. As one of Argentina‘s largest gas producers, for example, our projects provide a significant share of the country‘s long-term energy supply. With the know-how of our engineers and as pioneers at heart, we are making our contribution to the energy transition. Now and in the future. wintershalldea.com WE LOOK FORWARD TO EXCHANGING IDEAS WITH YOU AT THE LATIN AMERICA DAY 2022!

Cuando en 1537 el viajero de origen bávaro de la ciudad de Straubing, Ulrich, más tarde llamado Ulrico, Schmidl se aventuró por el río Paraguay en nombre de la corona española, cofundando la ciudad de Asunción y explorando amplias zonas del país, nadie podía imaginarse lo estrechos que serían los lazos con Alemania unos 500 años después. En la actualidad, Paraguay es un Estado moderno, situado geográficamente en el centro de Sudamérica. Al ser uno de los dos países sin litoral de Sudamérica, limita con los dos grandes países del continente, Argentina y Brasil, además de Bolivia. Separado por el río Paraguay, el país puede dividirse en un fértil este y el árido Chaco en el oeste. Con una superficie tan grande como la de Alemania y Suiza juntas, tiene 406.752 km2, y con sus 7,4 millones de habitantes es un país relativamente poco poblado y con una población joven superior a la media. Paraguay tiene la moneda más antigua y también la más estable de la región: el guaraní. Esto reflejan las sólidas políticas macroeconómicas que han beneficiado a la economía paraguaya en las últimas dos décadas, lo que ha llevado a un desarrollo económico dinámico, a niveles de déficit fiscal y de deuda bajos, para los estándares regionales, y a unos términos de intercambio que han impulsado sustancialmente las exportaciones de productos agrícolas y de energía hidroeléctrica. Una de las bases de este éxito de estabilidad política y crecimiento económico, los cuales duran ya 20 años, han sido las reformas institucionales. A principios del siglo XXI, las leyes sobre la gestión responsable de las finanzas públicas se desarrollaron como un pilar de apoyo, sin el cual el progreso estable y sostenible del país habría sido inconcebible. Una característica que hace que el país destaque en Sudamérica es el hecho de que los bajos aranceles y las medidas no arancelarias garantizan que el comercio exterior sea el motor que impulsa la economía. Una fuerte integración en las cadenas de suministro del mercado mundial forma parte del concepto económico tanto como la diversificación de la base de las exportaciones. Las inversiones privadas en proyectos de gran envergadura han evolucionado positivamente y se han establecido en todo el país gracias al aumento de la seguridad jurídica y de las inversiones. Con esta combinación, Paraguay tiene éxito. En 2021, el crecimiento fue del 4,2% a pesar de los efectos de la pandemia: en los últimos 10 años, el PIB del país creció una media del 5%, mientras que la inflación fue del 4% en el mismo periodo. En este sentido, es también la relación con Alemania la que marca la diferencia para el desarrollo del país. Muchos de los logros del Paraguay moderno, ya sea en la educación, la tecnología o los cimientos industriales del país, se deben a las influencias de Alemania. No es casualidad que Paraguay sea el país con mayor proporción de germanoparlantes del continente en términos de población. Esta influencia se manifiesta también en los numerosos empresarios que tienen relación con Alemania. Desde 1956 existe una Cámara de Comercio Alemana en Asunción. Esta estrecha relación no sólo fortalece el mercado paraguayo, sino también las instituciones, los procesos y la cultura democrática del país. Las relaciones de Paraguay con la Unión Europea también han aumentado en los últimos años, siendo España y Alemania socios especialmente importantes entre sus miembros. Estas buenas relaciones se hacen aún más evidentes al analizar la evolución histórica de las importaciones y exportaciones, que han aumentado una media del 28% en las dos últimas décadas. Durante este periodo, las importaciones se han mantenido estables mientras que las exportaciones han fluctuado fuertemente, generando superávits entre 2007 y 2015 que alcanzaron un récord histórico de 575 millones de dólares en 2011. Paraguay exporta principalmente productos agrícolas, alimentos y materias primas. Alemania suministra automóviles, piezas de automóviles, maquinaria, productos químicos y farmacéuticos. Las empresas alemanas en Paraguay se dedican principalmente a los sectores del papel, la automoción y la producción de alimentos. Especialmente en los procesos de fabricación intensivos en mano de obra, las empresas pueden beneficiarse del modelo de maquila, que permite producir componentes a menor coste y con mano de obra cualificada. Además, numerosas marcas alemanas están representadas localmente por empresas paraguayas. Su ubicación estratégica en el corazón de Sudamérica y su integración en el Mercosur como quinto bloque económico del mundo constituyen un excelente punto de partida para la inversión extranjera. En 2020, Paraguay exportó 5.400 millones de dólares al Mercosur, lo que corresponde al 63% del total de sus exportaciones y ofrece a las empresas alemanas una plataforma competitiva como punto de entrada a la región con 260 millones de habitantes. Especialmente en términos de infraestructura, Paraguay, que no tiene salida al mar, se ha asegurado una ventaja de ubicación a través de la expansión del sistema de carreteras troncales y el enlace crucial en la "Ruta Bioceánica" entre los puertos de Brasil y Chile. La firma del Acuerdo de Asociación entre la UE y el Mercosur, que tuvo lugar en 2020 bajo el liderazgo de Paraguay como país que presidía entonces el Mercosur, supondrá un impulso especial para las relaciones entre las dos regiones económicas y para Paraguay en particular. La conclusión del acuerdo no sólo crearía una enorme zona de libre comercio con efectos económicos y sociales beneficiosos, sino que también acercaría aún más nuestras dos áreas culturales, históricamente estrechamente entrelazadas. Paraguay: un socio fiable para Alemania en el corazón de Sudamérica Paraguay: ein zuverlässiger Partner 14 República de Paraguay – Republik Paraguay

Según el Banco Central de Paraguay, desde 2008 se ha producido un importante aumento de la inversión directa de Alemania en Paraguay, que ha seguido creciendo a lo largo de los años, alcanzando recientemente un saldo de 134 millones de dólares. Esto corresponde a un aumento del 295%. Desde hace varios años, la Cámara de Industria y Comercio Paraguayo Alemana (AHK Paraguay) viene registrando un interés sostenido por parte de Alemania, especialmente de las pequeñas y medianas empresas, que están descubriendo a Paraguay como ubicación y mercado para ellas. Los estrechos lazos con Alemania también son evidentes más allá del ámbito económico. En Paraguay hay más de 40 instituciones educativas y culturales donde se enseña la lengua alemana y se cultiva la cultura alemana. La formación profesional basada en el modelo de formación dual de Alemania también se está aplicando ahora en muchas escuelas de formación profesional del país, gracias a los esfuerzos de la cooperación alemana al desarrollo y sus organizaciones asociadas. Todo esto es Paraguay. Un crisol de culturas, un socio fiable para Alemania y Europa, con una sociedad tan joven como ambiciosa. Un país en el que la democracia y los derechos humanos no son negociables y que está abierto a las asociaciones en pie de igualdad para avanzar conjuntamente en el desarrollo de esta joya poco conocida de América Latina. ¡Conózcalo! Als sich im Jahr 1537 der im baye- rischen Straubing geborene Landsknecht Ulrich, später genannt Ulrico, Schmidl im Auftrag der spanischen Krone auf dem Rio Paraguay weit vorwagte und dort die Stadt Asunción mitbegründete und weite Teile des Landes erforschte, konnte man nicht ahnen, wie eng die Verbindungen mit Deutschland rund 500 Jahre danach einmal werden. Heute ist Paraguay ein moderner Staat, geografisch in der Mitte Südamerikas gelegen. Als eines der zwei Binnenländer Südamerikas grenzt es an die beiden großen Länder des Kontinents, Argentinien und Brasilien sowie an Bolivien. Getrennt durch den Paraguay-Fluss lässt sich das Land in einen fruchtbaren Osten und den ariden Chaco im Westen unterteilen. Mit einer Fläche so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammengenommen, erstreckt es sich über 406.752 km2, und ist mit seinen 7,4 Millionen Einwohnern ein relativ dünn besiedeltes Land mit einer überdurchschnittlich jungen Bevölkerung. Paraguay hat die älteste und stabilste WährungderRegion: denGuaraní. Dies spiegelt die solide makroökonomische Politik wider, von der die paraguayische Wirtschaft in den letzten zwei Jahrzehnten profitiert hat und die zu einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung, einem im regionalen Vergleich niedrigen Haushaltsdefizit und Verschuldungsgrad sowie Handelsbedingungen geführt hat, die die Ausfuhren von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und den Export des durch Wasserkraft erzeugten Stroms wesentlich gefördert haben. Einige der Grundlagen für diese seit nunmehr 20 Jahren andauernde Erfolgsgeschichte politischer Stabilität und wirtschaftlichen Wachstums bildeten die institutionellen Reformen. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden die Gesetze zum verantwortungsvollen Umgang mit den Staatsfinanzen als tragende Säule entwickelt, ohne die der stabile und nachhaltige Fortschritt des Landes nicht denkbar gewesen wäre. Ein Merkmal, welches das Land in Südamerika besonders auszeichnet, ist der Umstand, dass niedrige Zölle und nichttarifäre Erleichterungen dafür sorgen, den Außenhandel als Motor der Wirtschaft in Schwung zu halten. Eine starke Einbindung in die Lieferketten des Weltmarktes gehört ebenso zum Wirtschaftskonzept wie die Diversifizierung der Exportbasis. Positiv entwickelt haben sich die privaten Investitionen in Großprojekte, die sich dank der gewachsenen Rechts- und Investitionssicherheit im gesamten Land etabliert haben. Mit dieser Kombination ist Paraguay erfolgreich. 2021 betrug das Wachstum trotz Auswirkungen der Pandemie 4,2% - in den letzten 10 Jahren wuchs das BIP des Landes um durchschnittlich 5%, die Inflation lag im gleichen Zeitraum bei 4%. In diesem Sinne sind es auch die Beziehungen zu Deutschland, die den Unterschied für die Entwicklung des Landes machen. Viele der Errungenschaften des modernen Paraguay, sei es im Bildungsbereich, in der Technologie Costanera Asunción – Flussufer in Asunción mit Präsidentenpalast 15

oder den industriellen Grundlagen des Landes, gehen auf Einflüsse aus Deutschland zurück. Nicht zufällig ist Paraguay das Land, wo sich gemessen an der Einwohnerzahl der höchste Anteil deutschsprachiger Bevölkerung auf dem Kontinent findet. Dieser Einfluss manifestiert sich auch durch die zahlreichen Unternehmerinnen und Unternehmer, die einen Bezug zu Deutschland haben. Seit 1956 steht in Asunción eine deutsche Handelskammer. Diese enge Verbindung stärkt nicht nur den paraguayischen Markt, sondern auch die Institutionen, Prozesse und die demokratische Kultur im Land. Auch die Beziehungen Paraguays zur Europäischen Union haben in den letzten Jahren zugenommen, wobei unter deren Mitgliedern Spanien und Deutschland besonders wichtige Partner sind. Diese guten Beziehungen werden noch deutlicher, wenn man die historische Entwicklung der Importe und Exporte analysiert, die beide in den letzten zwei Jahrzehnten um durchschnittlich 28% gestiegen sind. In diesem Zeitraum blieben die Einfuhren stabil, während die Ausfuhren stark schwankten, so dass zwischen 2007 und 2015 Überschüsse erzielt wurden, die im Jahr 2011 einen bisherigen Rekord von US-Dollar 575 Mio. erreichten. Paraguay exportiert vor allem landwirtschaftliche Güter, Lebensmittel und Rohstoffe. Deutschland liefert Automobile, Autoteile, Maschinen, Chemikalien und Arzneimittel. Deutsche Unternehmen sind in Paraguay überwiegend in den Sektoren Papier, Automotive und Lebensmittelerzeugung engagiert. Gerade bei arbeitsintensiven Herstellungsprozessen können Firmen Jimmy Sánchez Gerencia de Comercio Exterior y Ferias / Abteilungsleitung Marktberatung und Messen Francis Schobert CoordinacióndeComercioExterior y Ferias / Koordination Marktberatung und Messen Daniel Delatrée GerenciaGeneral/Geschäftsführer von dem Maquila-Modell profitieren, das ermöglicht, Komponenten zu niedrigeren Kosten und mit qualifizierten Arbeitskräften herzustellen. Daneben sind zahlreiche deutsche Marken durch paraguayische Unternehmen vor Ort vertreten. Seine strategische Lage im Herzen Südamerikas und seine Integration in den Mercosur als fünftgrößten Wirtschaftsblock der Welt stellen eine hervorragende Ausgangslage für ausländische Investitionen dar. Im Jahr 2020 exportierte Paraguay US-Dollar 5,4 Mrd. in den Mercosur, was 63% seiner Gesamtexportleistung entspricht und deutschen Firmen eine wettbewerbsfähige Plattform als Zugang in die Region mit 260 Mio. Menschen bietet. Gerade im Hinblick auf die Infrastruktur hat sich das Binnenland Paraguay durch den Ausbau des Fernstraßensystems und dem entscheidenden Verbindungsstück auf der ´Ruta Bioceanica´ zwischen den Häfen Brasiliens und Chiles einen Standortvorteil gesichert. Die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens zwischen der EU und dem Mercosur, die 2020 unter der Führung Paraguays als damaligem „Vorsitz-Land“ im Mercosur erfolgte, wird einen erheblichen Schub für die Beziehungen der beiden Wirtschaftsregionen und für Paraguay ganz besonders bedeuten. Die Vollendung des Abkommens würde nicht nur eine gewaltige Freihandelszone mit vorteilhaften wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen erschaffen, sondern auch unsere beiden Kulturräume, die historisch eng miteinander verwoben sind, weiter annähern. Bei den Direktinvestitionen aus Deutschflag © Claudia Maldonado,Pixabay land in Paraguay ist, nach Angaben der paraguayischen Zentralbank, seit 2008 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, der über die Jahre weiter zunahm und zuletzt einen Saldo von US-Dollar 134 Mio. erreichte. Dies entspricht einem Anstieg von 295%. Die Deutsch-Paraguayische Industrie- undHandelskammer registriert seitmehrerenJahreneinanhaltendes Interesse aus Deutschland, gerade von Mittelständlern, die Paraguay als Standort und Markt für sich entdecken. Auch jenseits der Wirtschaft zeigt sich die enge Verbindung mit Deutschland. Es gibt in Paraguay mehr als 40 Einrichtungen im Bildungs- und Kulturwesen, an denen die deutsche Sprache gelehrt und deutsche Kultur gepflegt werden. Auch die Berufsausbildung nach dem Vorbild der dualen Ausbildung in Deutschland setzt sich inzwischen an vielen Berufsschulen imLand durch, was dem Einsatz der deutschen Entwicklungszusammenarbeit und seiner Partnerorganisationen zu verdanken ist. Dies alles ist Paraguay. Ein Schmelztiegel der Kulturen, ein verlässlicher Partner für Deutschland und Europa, mit einer Gesellschaft, die ebenso jung wie aufstrebend ist. Ein Land, in dem Demokratie und Menschenrechte nicht verhandelbar sind und das offen ist für Partnerschaften auf Augenhöhe, um gemeinsam die Entwicklung dieses noch wenig bekannten Kleinods Lateinamerikas voranzutreiben. Lernen Sie es kennen! 16 República de Paraguay – Republik Paraguay

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Arthur E. Darboven ist seit 2022 der neue Vorsitzende an der Spitze des Lateinamerika Vereins. Als Halb-Salvadorianer, durch seine Herkunft und vor allem durch sein Wirken, ist er mit der Mission unseres Vereins schon lange aufs Engste vertraut. Um ihn ein wenig besser kennenzulernen, zu verstehen, was ihn antreibt und wofür sein Herz schlägt, dafür haben wir mit ihm dieses kurze Interview geführt. Wo liegen Ihre Wurzeln Herr Darboven? Ich bin in eine Familie hineingeboren, die mütterlicher- und väterlicherseits im Kaffeegeschäft zu Hause war. Die Familie meiner Mutter produzierte und exportierte Kaffee in El Salvador und mein Vater ist als Kaffeeröster tätig. Mein ganzes Umfeld bestand aus Kaffee. Und Heimat, das ist für mich heute Hamburg, aber auch El Salvador. Sie sind auch imKaffeegeschäft tätig. Gab es jemals eine andere mögliche Karriere für Sie – angesichts des starken Erbes? Es gab durchaus eine Zeit, in der wollte ich auch mal ausbrechen. Ich habe studiert und auch meinen MBA in der Schweiz gemacht, gleichzeitig habe ich aber bereits begonnen, mich umzusehen. Denn ich interessierte mich für einen Marketingposten. Im Zuge meiner Recherchen bin ich dann auf die Firma Wella gestoßen. Sie waren mit ihrer Tochtergesellschaft Schwarzkopf in Venezuela vertreten und hatten gerade Stellen für Marketingassistenten, welche frisch aus der Uni kommen, ausgeschrieben. Das passt zu mir, dachte ich, denn wenn ich nach Vene- zuela gehe, dann bleibe ich in einem Latino- Umfeld und sehe doch einmal etwas ganz anderes als Kaffee. Doch dann erhielt ich einen Anruf aus Winterthur, von einem schweizerischen Rohkaffeekonzern. Ich wohnte damals ja auch in der Schweiz, in Genf. Die Firma war mir nicht bekannt, doch sie sprachen mich einfach an und baten mich, auf ein Gespräch bei Ihnen vorbeizukommen. Und da ich bereits geplant hatte, nach Hamburg zu fahren, lag dieser Besuch sozusagen auf meinemWeg. Sie haben mich lange interviewt, erst auf Deutsch, dann auf Englisch und zum Schluss auf Spanisch. Alles in Allem hat dieses Interview 3 Stunden gedauert und am Ende boten Sie mir eine Stelle in Kolumbien an – als 2. Assistent der Geschäftsleitung! Ich war 24 Jahre alt! Das war natürlich ein sehr verlockendes Angebot. Dieses Interview geschah an einem Freitag, und an diesem Wochenende fiel die Mauer in Berlin. Und an eben diesemWochenende musste ich mich entscheiden und sagte trotz der Bedenken meiner Eltern zu. Also ging ich für meinen ersten Job nach Kolumbien. Was bedeutet Kaffee für Sie? Ich bin demKaffee sehr dankbar, denn ich habe durch Kaffee so viel erleben dürfen. Und die Kaffee -Welt ist voller lieber Menschen. Wenn Sie die Plantagen besuchen, treffen Sie auf Menschen, die ihr ganzes Herzblut in dieses Produkt legen; in den Kaffeeanbau. Sie halten den Kaffee in ihren Händen, als ob es ihr eigenes Herz wäre. Und das überreichen sie einem. Sie sehen dann strahlende, leuchtende Augen, die sagen: Das ist der beste Kaffee der Welt. Und in dem Moment ist es auch der beste Kaffee der Welt. Dieser Stolz auf den eigenen Anbau und die Qualität, das gute Produkt, welches man anbietet, das findet man jedoch weltweit, ob in Indien oder Afrika. Doch selbstverständlich berührt es mich durch meine Verbindung zu Lateinamerika dort am stärksten. Das spricht mir aus der Seele. Man kommt als Europäer in diese Kaffeegemeinschaften und wird sofort von ihnen „adoptiert“. Man wird der Mutter und der ganzen Familie vorgestellt, wird auf Familienfeste eingeladen und lernt dieserart die Menschen und die Länder am besten kennen. Auf diese Weise durfte ich bereits viele Länder wirklich erleben. Indien ist dafür auch ein gutes Beispiel. Viele Menschen wissen nicht, dass Indien der sechstgrößte Kaffeeproduzent der Welt ist. Der indische Tee ist weltberühmt, doch im Süden des Landes wird auch viel Kaffee angebaut. Und dort ist Kaffee ein gleichermaßen emotionales Produkt. Es ist generell ein großartiges Produkt und ich habe dafür bereits fast alle Kaffeeländer der Welt bereist. Mir fehlen auf dem lateinamerikanischen Kontinent aber noch Bolivien und Venezuela. Was ist wichtig imKaffeegeschäft und was können Siemit Ihrer eigenen Firma umsetzen? Nachdem ich meinen Job bei der schweizerischen Kaffeefirma angetreten hatte, bot man mir tatsächlich nach einem Jahr einen Geschäftsführerposten in Mexiko an. Nun, mit 25 Jahren hat man vieles, vor allem Energie und Initiative, aber keine Erfahrung. Ich habe dort zunächst viel gelernt; vor allem eins: Demut. Dort arbeitete ich zum ersten Mal mit Kleinbauern, die sich in Kooperativen organisiert hatten, um einen gewissen Impact zu erzielen. Ich war damals einer der ersten Exporteure für eine solche Kooperative, die sich inMexiko organisiert hatte. Ich konnte ihnen helfen, Kaffeesorten aus der ganzen Welt Arthur Ernesto Darboven Vorstandsvorsitzender des LAV 18 Arthur E. Darboven

für ihr Produkt praktisch einen eigenen Bogen zu spannen, also es zu exportieren, Verbraucher dafür zu finden und schlussendlich für ihr Produkt auchGeld zu erhalten, mit dem Ziel, daraus einen bleibenden Kreislauf zu kreieren. Damals gab es Fairtrade noch nicht, aber dieses Projekt haben wir, unter dem Label von Max Havelaar, bereit im Sinne von fairem Handel aufgebaut. Als wenig später tatsächlich Fairtrade institutionalisiert wurde, war für mich ganz klar, dass ich diesen Ansatz weiter unterstützen möchte. Genau genommen besteht darin auch seitdem mein ganzes Wirken. Und heute, wo ich auch die Verbraucherseite vertrete, sei es als Kaffeeröster oder Händler, bin ich stets bemüht, noch mehr Kunden zu gewinnen, die Fairtrade Kaffee kaufen und schätzen. Sie legen großen Wert auf die Fairtrade Initiativen. Wie verstehen Sie die Verantwortung vonunsVerbrauchernhier inEuropa, gegenüber den Menschen, die diese Produkte produzieren? Was können wir tun?Was wünschen Sie sich? Ich würde mir wünschen, dass es mehr Aufklärung gäbe. Reden wir über die deutschen Verbraucher. Generell ist hier der Wille vorhanden, einen Beitrag zu leisten, damit auch andere Menschen besser leben können. Aber ab und zu merkt man, fehlt es noch an Information und die Leute fragen sich, was passiert denn mit diesem "Mehr-Geld", was ich für eine Packung Fairtrade-Kaffee bezahle? Ich glaube fest daran, dass eine Steigerung der Transparenz dazu beitragen kann, dass mehr fair gehandelter und nachhaltig angebauter Kaffee getrunken wird. Und diese Unterstützung kann und wird dann z.B. in Peru oder Boli- vien dazu beitragen, dass man in Schulen oder auch in die Frauenförderung investieren kann. Und dass ist nicht nur in der Theorie so – oder ein altruistischer Gedanke von mir – es ist Realität. Die aktuellen politischen, wirtschaftlichen und auch vor allem die klimatischen Zustände und Entwicklungen in Lateinamerika verändern ja derzeit das Geschäft. Wie genau? Und was denken Sie, wäre der richtigeWeg, damit umzugehen? Im Kaffeegeschäft leiden wir besonders stark unter dem klimatischen Wandel. Die Mikroklimata verändern sich. Ich hoffe, wir sind noch in der Lage und haben noch etwas Zeit, um daran etwas positiv verändern zu können. Schauen wir nach Lateinamerika, genauer nach Mittelame- rika. Dieser Streifen in der Mitte der Amerikas trocknet langsam aus. Das hat auch schon sämtliche Ernten, auch Fruchternten beeinträchtigt. Wir befürchten, dass es in Mittelamerika in 25 Jahren nicht einmal mehr 40% der Anbaufläche von heute geben wird. Es ist dramatisch. Das heißt nicht, dass es nicht regnet. Aber es regnet anders als in den letzten Jahrhunderten: ab und zu, zu viel in zu kurzer Zeit oder zu lange, aber nicht ausreichend. Und das können wir jetzt auch gerade in Brasilien beobachten und vermuten, dass wir dort in eine Trockenzeit hineingeraten. Hier und da regnet es noch im brasilianischen Winter. Aber für die bereits beginnende Sommerzeit besteht die Sorge, dass der Regen fehlen wird. Und das ist ein gravierendes Problem. Noch ist die Schmerzgrenze aber nicht erreicht. Doch ich sehe auf meinen Reisen in die Kaffeegebiete bereits die Auswirkungen der Extremwetterlagen: vertrock- nete Kaffeesträucher – ganze abgestorbene Plantagen, auf denen nichts mehr wachsen wird. Irgendwann werden uns die Lebensmittel fehlen und das werden wir hier in Europa dann auch zu spüren bekommen. Zudem haben wir enorme logistische aber auch Infrastrukturprobleme im Moment. Die weltweite Logistik stimmt hinten und vorn nicht. Ob in denUSA, Großbritannien oder Europa, es fehlt an LKWs und Fahrpersonal, in den USA ist die Hafenlogistik ein zusätzliches Problem. Die Schiffsladungen können nicht schnell genug gelöscht werden und wenn sie es dann sind, fehlt es an Transportmitteln, um die Container an ihre Bestimmungsorte zu bringen. Es gibt sehr viel zu tun in diesem Bereich. Das Problem ist auch in Lateinamerika bekannt. Heute fahren nicht mehr so viele Schiffe die lateinamerikanischen Häfen an wie vor der Pandemie und das bedeutet, es fehlt zum Teil an Containern, sodass die Ware liegen bleibt – zudem haben frische Artikel Priorität. Die klimatisch bedingten Probleme und deren Auswirkungen scheinen heute bei den meisten Menschen aber immer noch nicht angekommen zu sein. Es mangelt noch immer an Aktionen. Es gibt natürlich viele einzelne Initiativen, aber es fehlt eine globale Anstrengung. Und in diesem Zusammenhang sei gesagt, es ist zwar schön, wenn die deutsche Regierung betont, sie sei die grünste Regierung Europas; aber das hilft nichts, wenn sie die einzige bleibt. Es bedarf der Anstrengung aller, und vor allem der großer Länder. Doch davon spürt man im Moment nicht viel. Von Ländern wie China, Russland, der Türkei, den USA oder Indien vernimmt man kaum Stellungnahmen dazu. Kanada ist schon ein wenig weiter. Wie stehen Sie zu demdeutschen und dem zu erwartenden europäischen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz? Nun, das ist eine schwierige Frage. Ich möchte betonen, dass mein Besprechung mit indigenen Kaffeebauern des Kogi Stammes aus der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien. Seit ca. 6 Jahren arbeiten wir mit ihnen und über die Zeit hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt. 19

Geschäft sehr transparent ist. Wenn einer meiner Kunden sagt, er möchte ganz genau wissen, von wem ich den Kaffee gekauft habe, und unter welchen Umständen er erstanden wurde; ob er direkt gekauft oder über einen Broker bezogen wurde, dann kann ich ihn problemlos darüber informieren, ob ich den Kaffee direkt von einer Bauernorganisation oder von einem Exporteur gekauft habe. Ich habe kein Problem, das darzustellen. Natürlichweiß ich aber, dass es Industrien gibt, die brauchen mehrere Broker und Subunternehmer, bis sie dann tatsächlichmit demproduzierendenBetrieb in Kontakt sind. Generell bin ich schon dafür, dass die Unternehmen sich vermehrt dafür stark machen zu wissen, von wem sie ihre Ware beziehen. Die Beschaffungspolitik muss besser werden. Und auch das Wissen über die Fertigung. Es wurde oft den Brokern oder den Firmen vor Ort überlassen, wie sie die Waren herstellten, die deutschen Firmen wollten lediglich das fertige Produkt, ohne sich für den Herstellungsprozess zu interessieren. Das ist schwierig. Wie sehen Sie die Zukunft des generellen globalenWirtschaftens? Wo sehen Sie Änderungsbedarf, gerade imHinblickdarauf, wie wir mit den Produktionsländern umgehen, und wie denken Sie, könnte man bessermiteinander wirtschaften? Ich denke, der wichtigste Ansatz besteht darin, dassman Partnerschaften auf Augenhöhe entwickelt. Ichmeine damit, dass man wirklich als Partner miteinander verhandelt und sich nicht nur als Käufer sieht. Was wir verhindern sollten, ist eine Art „wilder Westen“ – also die reiche Firma kommt und diktiert ihre Bedingungen der armen Firma, von der sie kauft. Es sollten hier auch die Regierungen einbezogen werden. Unter ihnen sollte ein guter Austausch stattfinden, bevor die Firmen aktiv werden. Wir beschweren uns über die chinesischen Initiativen, sind jedoch selbst daran schuld, wenn wir nicht in die Länder gehen und unsere Bedarfe anmelden, aber auch unsere guten Angebote unterbreiten, zum Beispiel Entwicklungshilfe in Form von Unterstützung bei der Digitalisierung oder in der ökologischen Landwirtschaft. Selbstverständlich gibt es da noch viel mehr, was wir anbieten können. Sie sindHonorarkonsul von El Salvador. Was bedeutet diese Position für Sie? Ja, das ist natürlich eine Herzenssache. Aber zuerst möchte ich versichern: Ich habemich nicht darum beworben. Das stand nicht auf meiner Bucket List. Jetzt bin ich es schon seit langem. Genauer gesagt seit 2004, demnach bin ich seit 18 Jahren Konsul von El Salvador und mache das auch sehr gerne. Ich wurde vomPräsidenten von El Salvador dazu berufen und bei unserem ersten Treffen auch fast ein wenig dazu genötigt. Denn zu Beginn konnte ich mir diese Aufgabe nicht so recht vorstellen. Aber natürlich habe ich mich gefreut, die Ernennungsurkunde vom salvadorianischen Präsidenten zu erhalten und mit ihm auch ein kurzes Gespräch führen zu dürfen. Als Honorarkonsul habe ich die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Berufskonsul. Doch sind meine Tätigkeiten ein wenig anders, denn ich erfülle nicht die vielen administrativen Tätigkeiten in Bezug auf Pässe und Visaausstellung. Hauptsächlich bin ich für diewirtschaftlichenBeziehungen zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und El Salvador zuständig. Wenn also die Hansestadt sich für Bitcoin City interessiert und überlegt, durch Entwicklungshilfe oder Hafenbau einen Beitrag dazu leisten zu wollen, dann bittet man mich, dorthin die Kontakte zu knüpfen. Ich mache das natürlich sehr gern, denn es liegtmir ja auch amHerzen. Die gute Unterstützung der salvadorianischen Botschaft und vor allem der Botschafterin in Berlin ist dabei sehr hilfreich. Seit einigenMonaten sindSie nunauchder neueVorstandsvorsitzende des LateinamerikaVereins. SiekennenLateinamerika. Sie kommen aus Lateinamerika. Sie arbeiten mit Lateinamerika. Wie stellen Sie sich die Arbeit des Vereins zukünftig vor? Haben Sie Änderungswünsche? Wo soll es hingehen IhrerMeinung nach? Ich möchte tatsächlich an der bisherigen gutenArbeit jetzt erst einmal nichts ändern, sondern möchte zunächst selbst in Erfahrung bringen, wo unsere Schwächen und Stärken liegen, umdanndarauf aufzubauen. Aber eines istmir doch sehr klar. Ichmöchte mich darauf fokussieren, dass wir verstärkt Lobbyarbeit für Lateinamerika machen; das bedeutet, unseren Regierungsmitgliedern Lateinamerika wieder näherzubringen. Das ist mein Ziel. Meines Erachtens sollten wir unsere Stimme lauter ein-, und so Lateinamerika immer wieder ins Gespräch bringen. Jetzt ist die Chance dafür gegeben, schon lange war sie nicht mehr so gut dafür wie jetzt. Das liegt natürlich auch daran, dass die Geschäfte mit Russland und auch zum Teil mit China schwieriger werden. Deshalb Arthur E. Darboven Geschäftsführer Benecke Coffee AufsichtsratJ.J.DarbovenHoldingAG RANEP - Rat für nachhaltige Entwicklungspolitik des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg Cónsul H° de la República de El Salvador schaut man sich nach neuen Partnern um. Unser Erster Bürgermeister, Dr. Peter Tschentscher, war bereits in Südamerika, ebenso wie unser Bundespräsident, Dr. Frank-Walter Steinmeier. Minister Habeck hat eine Reise angekündigt, doch auch der ein oder andere Ministerpräsident nimmt diese Überlegung gerade in seine Planungen auf. Das sind positive Zeichen. Was wünschen Sie sich von denMitgliedsfirmen des Vereins? Der LAV arbeitet imAuftrag seinerMitglieder. Dieser Auftrag sollte von ihnen gern konkret formuliert werden. Welche Erwartungen haben Sie, was sind ihre Vorstellungen im Hinblick auf unsere Tätigkeit? Wir möchten für alle Mitglieder tätig sein und benötigen dafür ihren Input. Besonders die großen Unternehmen sind in dieser Hinsicht oft proaktiver, denn Sie sind bereits lange in Lateinamerika vor Ort und haben ein beträchtliches Interesse an der Unterstützung. Diese Unterstützung möchten und werden wir gern geben. Ich war nun das erste Mal beimLateinamerikaAusschuss der deutschenWirtschaft und es freute mich zu sehen, welche Firmen dort vertreten sind, mit denen wir gut zusammenarbeiten können und werden. Für Firmen, die gute Ideen haben, jedoch nicht wissen, wie diese realisiert werden können, oder Manager, die nicht wissen, wie sie bestimmte Schritte umsetzen können - für viele kann Lateinamerika gute Lösungen bieten. Und der Lateinamerika Verein muss das stärker adressieren. Das habe ich vor. 20 Arthur E. Darboven

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Die aktuellen globalen Krisen treffen auch Lateinamerika mit voller Wucht – von den Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine bis hin zu den Auswirkungen des Klimawandels und der Covid-19-Pandemie. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt ihre Partner in der Region daher weiterhin konsequent und setzt dabei besonders auf eine sozial-ökologische Transformation der dortigen Wirtschaft. Das war eine der zentralen Botschaften von Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, während ihrer Reise nach Kolumbien und Bolivien im August 2022. Deutsche Entwicklungspolitik setzt auf sozial-ökologische Transformation der lateinamerikanischen Wirtschaft Die deutsche Entwicklungspolitik richtet sich in den kommenden Jahren besonders an vier Schwerpunkten aus: die Covid-19-Pandemie und ihre Folgen bewältigen, Armut und Hunger zurückdrängen, eine feministische Entwicklungspolitik etablieren und die sogenannte „Just Transition“ vorantreiben. Gemeint ist damit der sozial gerechte Übergang zu klimaneutralen und nachhaltigen Gesellschaften. „Dazu gehört, dass den Menschen zugleich Einkommen und wirtschaftliche Perspektive gesichert werden. Nur so kann dieser dringende Umbau schnell umgesetzt werden, ohne den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden“, so die Bundesministerin. Gerechte Transformation: wirtschaftlich erfolgreich, ökologisch und sozial Das Leitmotiv der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Lateinamerika ist grün und gerecht: Darauf ausgerichtet wird Deutschland sein Engagement beim Klima- und Umweltschutz gemeinsammit Kolumbien und Bolivien ausbauen. Im konkreten Fall von Bolivien steht der Schutz der Regenwälder im Amazonas-Gebiet im Fokus und das Land dessen Energieversorgung größtenteils von erdgasbetriebenen Kraftwerken abhängt, wird bei seiner Energiewende vermehrt unterstützt. Der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien ist auch erklärtes Ziel der bolivianischen Regierung, die den Anteil von Solar- und Windenergie am nationalen Energiemix in den kommenden Jahren verdoppeln will. Mit einem Urbanisierungsgrad von über 80% in Kolumbien gehört eine nachhaltige Stadtentwicklung auch zum Kooperationsportfolio. Beim Besuch eines von Deutschland geförderten Kreislaufwirtschaftslabors in Bogotá, betonte die Ministerin, dass neben dem Ziel, die Recyclingquote in der Millionenstadt zu erhöhen, auch notwendig sei, die Lage der Wertstoffsammler*innen zu verbessern. Hier arbeiten Staat, Gemeinden und Privatwirtschaft konstruktiv zusammen. Viele Länder der Region gelten als Rohstoffökonomien. Ihnen kommt daher im Sinne der Just Transition eine Schlüsselrolle bei der Diversi- ¤zierung und Transformation hin zu einer nachhaltigeren und breitenwirksamen Produktion zu. In diesem Bereich bietet Lateinamerika großes Potenzial für wirtschaftliche Kooperationen mit deutschen Unternehmen aus den verschiedensten Sektoren. Durch ihre Erfahrung und innovative Technologien ist der deutsche Privatsektor ein idealer Partner, ummit unternehmerischem Engagement zur Entwicklung beizutragen – beispielsweise für Menschen- und Arbeitsrechte, Quali¤zierung und Umweltschutz. Armut und Hunger wirksam zurückdrängen Im Vorfeld ihrer Reise kündigte Schulze an: „Wir möchten unsere Partner in Regierung und Zivilgesellschaft unterstützen beim Ziel, ihre Gesellschaften, die heute noch besonders große Unterschiede zwischen Arm und Reich aufweisen, gerechter zu machen – durch den Abbau sozialer Ungleichheit, die Stärkung der Rechte von benachteiligten Gruppen und eine echte Gleichberechtigung der Geschlechter.“ Nicht zuletzt hat die COVID-19 Pandemie zu einer Verschärfung der sozialen Ungleichheit in Lateinamerika beigetragen. Zudem ist die Region von den Folgen des Klimawandels und extremer Wetterereignisse von Hunger und Armut bedroht. Hinzu kommt, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch angespannte Lage auf den globalen Agrarmärkten die Agrarlieferketten in Lateinamerika und der Karibik zusätzlich unter enormen Druck setzt. Laut der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) werden in der Region 78 % des in der Landwirtschaft genutzten Düngers importiert, davon ein GroßBIOLOGISCHER ANBAU VON QUINOA Im Rahmen des Förderprogramms develoPPP unterstützt das BMZ das bolivianische Unternehmen Quinoabol S.R.L. dabei, den biologischen Quinoaanbau in der Region von La Paz und Oruro zu modernisieren. Seit Projektbeginn im Jahr 2020 konnten über 700 Quinoa-Kleinbauern und -bäuerinnen ihreWettbewerbsfähigkeit nachhaltig verbessern. RESSOURCENEFFIZIENTE LANDWIRTSCHAFT IN COSTARICA Die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) mbH fördert zusammen mit den European Financing Partners S.A. im Auftrag des BMZ den auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichteten Wachstumskurs des größten Milchproduzenten in Costa Rica, der Genossenschaft Dos Pinos. Die Genossenschaft verbessert unter anderem die Infrastruktur ihrer Kühlketten und nutzt das DEGBeratungsangebot „Business Support Services“, um die Ressourcenef¨zienz ihrer Produktionsprozesse weiter zu steigern. 22 Agentur für Wirtschaft und Entwicklung – AWE

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