LAV Magazin 2022

Geschäft sehr transparent ist. Wenn einer meiner Kunden sagt, er möchte ganz genau wissen, von wem ich den Kaffee gekauft habe, und unter welchen Umständen er erstanden wurde; ob er direkt gekauft oder über einen Broker bezogen wurde, dann kann ich ihn problemlos darüber informieren, ob ich den Kaffee direkt von einer Bauernorganisation oder von einem Exporteur gekauft habe. Ich habe kein Problem, das darzustellen. Natürlichweiß ich aber, dass es Industrien gibt, die brauchen mehrere Broker und Subunternehmer, bis sie dann tatsächlichmit demproduzierendenBetrieb in Kontakt sind. Generell bin ich schon dafür, dass die Unternehmen sich vermehrt dafür stark machen zu wissen, von wem sie ihre Ware beziehen. Die Beschaffungspolitik muss besser werden. Und auch das Wissen über die Fertigung. Es wurde oft den Brokern oder den Firmen vor Ort überlassen, wie sie die Waren herstellten, die deutschen Firmen wollten lediglich das fertige Produkt, ohne sich für den Herstellungsprozess zu interessieren. Das ist schwierig. Wie sehen Sie die Zukunft des generellen globalenWirtschaftens? Wo sehen Sie Änderungsbedarf, gerade imHinblickdarauf, wie wir mit den Produktionsländern umgehen, und wie denken Sie, könnte man bessermiteinander wirtschaften? Ich denke, der wichtigste Ansatz besteht darin, dassman Partnerschaften auf Augenhöhe entwickelt. Ichmeine damit, dass man wirklich als Partner miteinander verhandelt und sich nicht nur als Käufer sieht. Was wir verhindern sollten, ist eine Art „wilder Westen“ – also die reiche Firma kommt und diktiert ihre Bedingungen der armen Firma, von der sie kauft. Es sollten hier auch die Regierungen einbezogen werden. Unter ihnen sollte ein guter Austausch stattfinden, bevor die Firmen aktiv werden. Wir beschweren uns über die chinesischen Initiativen, sind jedoch selbst daran schuld, wenn wir nicht in die Länder gehen und unsere Bedarfe anmelden, aber auch unsere guten Angebote unterbreiten, zum Beispiel Entwicklungshilfe in Form von Unterstützung bei der Digitalisierung oder in der ökologischen Landwirtschaft. Selbstverständlich gibt es da noch viel mehr, was wir anbieten können. Sie sindHonorarkonsul von El Salvador. Was bedeutet diese Position für Sie? Ja, das ist natürlich eine Herzenssache. Aber zuerst möchte ich versichern: Ich habemich nicht darum beworben. Das stand nicht auf meiner Bucket List. Jetzt bin ich es schon seit langem. Genauer gesagt seit 2004, demnach bin ich seit 18 Jahren Konsul von El Salvador und mache das auch sehr gerne. Ich wurde vomPräsidenten von El Salvador dazu berufen und bei unserem ersten Treffen auch fast ein wenig dazu genötigt. Denn zu Beginn konnte ich mir diese Aufgabe nicht so recht vorstellen. Aber natürlich habe ich mich gefreut, die Ernennungsurkunde vom salvadorianischen Präsidenten zu erhalten und mit ihm auch ein kurzes Gespräch führen zu dürfen. Als Honorarkonsul habe ich die gleichen Rechte und Pflichten wie ein Berufskonsul. Doch sind meine Tätigkeiten ein wenig anders, denn ich erfülle nicht die vielen administrativen Tätigkeiten in Bezug auf Pässe und Visaausstellung. Hauptsächlich bin ich für diewirtschaftlichenBeziehungen zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und El Salvador zuständig. Wenn also die Hansestadt sich für Bitcoin City interessiert und überlegt, durch Entwicklungshilfe oder Hafenbau einen Beitrag dazu leisten zu wollen, dann bittet man mich, dorthin die Kontakte zu knüpfen. Ich mache das natürlich sehr gern, denn es liegtmir ja auch amHerzen. Die gute Unterstützung der salvadorianischen Botschaft und vor allem der Botschafterin in Berlin ist dabei sehr hilfreich. Seit einigenMonaten sindSie nunauchder neueVorstandsvorsitzende des LateinamerikaVereins. SiekennenLateinamerika. Sie kommen aus Lateinamerika. Sie arbeiten mit Lateinamerika. Wie stellen Sie sich die Arbeit des Vereins zukünftig vor? Haben Sie Änderungswünsche? Wo soll es hingehen IhrerMeinung nach? Ich möchte tatsächlich an der bisherigen gutenArbeit jetzt erst einmal nichts ändern, sondern möchte zunächst selbst in Erfahrung bringen, wo unsere Schwächen und Stärken liegen, umdanndarauf aufzubauen. Aber eines istmir doch sehr klar. Ichmöchte mich darauf fokussieren, dass wir verstärkt Lobbyarbeit für Lateinamerika machen; das bedeutet, unseren Regierungsmitgliedern Lateinamerika wieder näherzubringen. Das ist mein Ziel. Meines Erachtens sollten wir unsere Stimme lauter ein-, und so Lateinamerika immer wieder ins Gespräch bringen. Jetzt ist die Chance dafür gegeben, schon lange war sie nicht mehr so gut dafür wie jetzt. Das liegt natürlich auch daran, dass die Geschäfte mit Russland und auch zum Teil mit China schwieriger werden. Deshalb Arthur E. Darboven Geschäftsführer Benecke Coffee AufsichtsratJ.J.DarbovenHoldingAG RANEP - Rat für nachhaltige Entwicklungspolitik des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg Cónsul H° de la República de El Salvador schaut man sich nach neuen Partnern um. Unser Erster Bürgermeister, Dr. Peter Tschentscher, war bereits in Südamerika, ebenso wie unser Bundespräsident, Dr. Frank-Walter Steinmeier. Minister Habeck hat eine Reise angekündigt, doch auch der ein oder andere Ministerpräsident nimmt diese Überlegung gerade in seine Planungen auf. Das sind positive Zeichen. Was wünschen Sie sich von denMitgliedsfirmen des Vereins? Der LAV arbeitet imAuftrag seinerMitglieder. Dieser Auftrag sollte von ihnen gern konkret formuliert werden. Welche Erwartungen haben Sie, was sind ihre Vorstellungen im Hinblick auf unsere Tätigkeit? Wir möchten für alle Mitglieder tätig sein und benötigen dafür ihren Input. Besonders die großen Unternehmen sind in dieser Hinsicht oft proaktiver, denn Sie sind bereits lange in Lateinamerika vor Ort und haben ein beträchtliches Interesse an der Unterstützung. Diese Unterstützung möchten und werden wir gern geben. Ich war nun das erste Mal beimLateinamerikaAusschuss der deutschenWirtschaft und es freute mich zu sehen, welche Firmen dort vertreten sind, mit denen wir gut zusammenarbeiten können und werden. Für Firmen, die gute Ideen haben, jedoch nicht wissen, wie diese realisiert werden können, oder Manager, die nicht wissen, wie sie bestimmte Schritte umsetzen können - für viele kann Lateinamerika gute Lösungen bieten. Und der Lateinamerika Verein muss das stärker adressieren. Das habe ich vor. 20 Arthur E. Darboven

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