Ich bin in erster Linie Unternehmer und Familienmensch. Lateinamerika ist meine Passion, seit ich als Student die Region bereiste. 2010 machte ich meine Leidenschaft zum Beruf und gründete die Firma Ongresso, die internationale Unternehmen bei ihrer Expansion nach und in Lateinamerika berät und begleitet. Wie komplex und schwierig die internationale Expansion ist, lernte ich in meiner früheren Arbeit bei globalen Anbietern von Supply Chain Lösungen. Dort war ich zum Teil verantwortlich für den Aufbau und die Führung einzelner Länderorganisationen und sah den Mehrwert, den ein vertrauenswürdiger Partner mit lokalem Netzwerk mitbringt. Wieso sind Sie in der Schweiz? Ich bin in der Schweiz aufgewachsen und habe hier studiert. Nach meinem Masterabschluss an der Universität St. Gallen zog es mich aber ins Ausland. In 16 Jahren lebte und arbeitete ich in 8 Ländern auf 4 Kontinenten, 11 Jahre davon in Lateinamerika (Kolumbien und Peru). Vor zwei Jahren zog es mich mit meiner Familie zurück in die Schweiz. Dabei spielte die Covid-Pandemie eine Rolle, aber auch das gute Bildungssystem und die Sicherheit, die wir unseren Kindern hier bieten können. Zudem ist die Schweiz ideal gelegen, um von hier aus unsere Kunden in Europa zu betreuen. Was beschäftigt Sie? Was treibt Sie an? Das Potenzial Lateinamerikas wird in Europa nach wie vor unterschätzt. Negative Nachrichten beherrschen die Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit und in den Köpfen vieler Vorstände. Man empfindet die Region als korrupt, gefährlich, komplex und undurchsichtig. Und in der Tat gehören Korruption sowie komplexe Steuer- und Rechtssysteme in Lateinamerika leider zur Realität. Aber wie die Daniel Breitenmoser Founder & Country Manager Colombia ongresso Rekordumsätze vieler europäischer Firmen zeigen, lassen sich diese und weitere Hürden mit der richtigen Strategie und Umsetzung vor Ort überwinden. Was aber zu wenig Beachtung erhält, sind die positiven Aspekte Lateinamerikas: Millionen junger, gut ausgebildeter, technologie-affiner Arbeitskräfte Die kulturelle Nähe zu Europa, die eine Zusammenarbeit massiv vereinfacht Die zunehmende Attraktivität der Region als Nearshoring Standort für den US-Markt Vielerorts ideale Bedingungen für die Erzeugung erneuerbarer Energie und landwirtschaftlicher Produkte Diese und weitere Vorteile müssen europäischen Firmen besser vor Augen geführt werden. Dazu ist ein konstanter Informationsfluss nötig. Die Zeit eilt, wenn Europa nicht den Anschluss verlieren will in Lateinamerika. Das zeigt die zunehmende Präsenz Chinas in der Region. Ich bin überzeugt davon, dass Europa und Lateinamerika natürliche Handelspartner sind und ich arbeite seit über 10 Jahren daran, diese Beziehung zu fördern, indem ich europäische Unternehmen bei ihrer Expansion nach Lateinamerika berate und begleite. Was bedeutet es für Sie, LAV-Commissioner zu sein? Der LAV ist das wichtigste und größte Gremium für die Privatwirtschaft im deutschsprachigen Raum, das den Fokus auf Lateinamerika legt. Er trägt maßgeblich bei, deutschsprachige Firmen über das Potenzial Lateinamerikas aufzuklären und ihnen über sein Netzwerk den Zugang zur Region zu erleichtern. Ich bin überzeugt, dass auch Schweizer Firmen von diesem Angebot profitieren könnten und freue mich, meinen Teil dazu beizutragen. Was sind Ihre Vorstellungen/ Wünsche/Ideen für eine bessere deutsch-lateinamerikanische Zusammenarbeit? Auf politischer Ebene ist ohne Zweifel der Abschluss des Freihandelsabkommens EU-Mercosur grundlegend wichtig, da es einen bedeutenden Einfluss auf das Handelsvolumen speziell mit Brasilien hätte. Chinesische Firmen bauen ihre Präsenz zielstrebig aus und sichern sich Zugang zu strategischen Rohstoffen und Großprojekten. Es ist ein Kampf mit ungleichen Mitteln, da diese Firmen meist mit billigem Kapital vom chinesischen Staat versorgt werden. Das ist in Europa nicht denkbar und auch nicht wünschenswert. Aber die EU muss den Rahmen schaffen, dass europäischen Firmen wenigstens keine unnötigen Hürden in den Weg gestellt werden, wenn sie in Lateinamerika investieren und Projekte realisieren wollen. Daniel Breitenmoser Schweiz 30 LAV - Commissioners
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