LAV Magazin 2022

Der deutsche Außenhandel ist auf eine Vielzahl importierter Metalle angewiesen–auchaus Lateinamerika.Weil derZugriffauf etlicheMetalleund daraus gefertigte Vorprodukte gefährdet ist, braucht Deutschland dringend eine an die aktuelle Situation angepasste Rohstoffstrategie. Um es vorwegzuschicken: Der Außenhandel wird auch künftig einwesentlicher Pfeiler der deutschen Volkswirtschaft bleiben. Aber der aktuelle Krieg und die dahinter sichtbar werdenden geopolitischen Verwerfungen bergen Risiken. Das liegt nicht nur an dem möglicherweise zunehmenden Protektionismus. Das Exportgeschäft vieler Branchen lebt auch vomImport – nämlich der Einfuhr vonRohstoffen undVorprodukten. Bislang liegt der Fokus auf der Versorgung mit ausreichend bezahlbarer Energie. Die Versorgung mit Rohstoffen spielt in der Diskussion kaum eine Rolle. Dabei werden sie für die Wohlfahrt in unserem Land von entscheidender Bedeutung sein. Deutschlands UnternehmenkönneneineFührungsrollebei der digitalen und nachhaltigen Transformation der Weltwirtschaft übernehmen. Dafür sind sie aber auf den Zugriff auf seltene Metalle angewiesen. Hier spielt Lateinamerika eine wichtige Rolle: Lithium zum Beispiel kommt vorwiegend aus Chile, Niob fast ausschließlich aus Brasilien. Hier droht in den kommenden zwei Jahrzehnten einEngpass. Mehr Nachfrage als Angebot Das Problem der Rohstoffversorgung wird mit Macht über die Unternehmen kommen. In den nächsten Jahren werden Batterien, Halbleiter, Windkraftanlagen und Solarzellen die Nachfrage nach verschiedenen (raffinierten) Rohstoffen massiv erhöhen. Der Preis für metallische Rohstoffe hat sich im Schnitt seit der Jahrtausendwende bereits mehr als verfünffacht, und der Bedarf wird weiter steigen: 2040 wird die Nachfrage das aktuelle Angebot, nach Schätzungen der Deutschen Rohstoffagentur, bei wichtigen seltenen Metallen umeinVielfaches übersteigen – signifiHauke Burkhardt Head of Trade Finance & Lending DACH und Global Co-Head of Lending Das Whitepaper zum Artikel Der Artikel basiert auf einem aktuellen Whitepaper der Deutschen Bank mit dem Titel „Rohstoffsicherheit in einer volatilen Welt“. Die Analyse enthält zahlreiche weitere Informationen und ist hier abrufbar. www.deutsche-bank.de/ub/lp rohstoffsicherheit.html kante Investitionen in zusätzlicheKapazitäten sind notwendig, um die Marktnachfrage zu decken. Wie könnendeutscheUnternehmendenZugriff auf die benötigten Metalle sicherstellen? Die Ausgangslage ist schwierig: Deutschland ist in hohem Maße abhängig von Rohstoffimportenaus einerHandvoll Länder, dieüber einenGroßteilderVorkommenverfügenoder die Raffineriekapazitäten kontrollieren. Von 30 kritischen Rohstoffen werden zehn hauptsächlichausChinaundacht aus afrikanischen Ländernbezogen, indenendieVolksrepublik zunehmend in rohstoffbezogene Infrastruktur investiert. AußerdemimportiertDeutschland viele Rohstoffe aus Russland. Der Bezug von raffinierten Metallen ist sogar noch stärker konzentriert, und zwar vor allem in China. Vorschläge für eine Rohstoffstrategie Umden zuverlässigen Zugriff auf metallische Rohstoffe sicherzustellen, ist eine konzertierte Aktion aller Stakeholder erforderlich. Die Diskussion über die Strategie und deren konkrete Umsetzung hat erst begonnen. Folgende Maßnahmen könnten Eckpfeiler einer Rohstoffstrategie sein: Auf- und Ausbau von europäischen Metall-Raffinerie Kapazitäten Verlässliche und nachhaltige Rohstoffpartnerschaften außerhalb der EU Potenzial des nachhaltigen EuropäischenMetall-Bergbaus heben Strategische Reserven bilden Recyclingquote erhöhen, durch Innovation, Incentivierung und Produktdesign Ersatz für wichtige Rohstoffe finden Den Zugriff auf vitale Rohstoffe zu sichern ist eine Kraftanstrengung, die allen Beteiligten Kreativität und Kompromisse abverlangen sowieKosten verursachenwird. Aber dieAnstrengung lohnt sich - nicht zuletzt, um das Exportgeschäft zahlloser deutscher Unternehmen abzusichern. Ihr Ansprechpartner Uwe Hadeler Regionsleiter Firmenkunden Nord Deutsche Bank AG Unternehmensbank Adolfsplatz 7, 20457 Hamburg Tel. 040-3701-1100 Email: uwe.hadeler@db.com www.deutsche-bank.de/ub Kein Export ohne Import 44 Deutsche Bank AG

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