LAV Magazin 2022

ebenfalls von mir als Geschäftsführer geleitet wird. Zurückkommend auf Brasilien: Wie sehen Sie eigentlich die Entwicklung für Unternehmen in Brasilien in den nächsten Jahren? Das Beispiel Brasilien hat gezeigt, dass Unternehmen sich nicht nur auf einen Markt verlassen sollten, sondern das man von dort aus auch sehr gut Nachbarmärkte erschließen kann. Mein Erfahrungshintergrund bei mei- nem Start als Geschäftsführer bei Vulkan do Brasil fußte damals bereits darauf, dass ich zuvor als Geschäftsführer für andere Unternehmen mit Erfolg Märkte in der Lateinamerikaregion identifiziert und erschlossen hatte. Wenn man auf mehreren Märkten gleichzeitig aktiv ist, hilft das, das Risiko von Geschäftseinbrüchen zu reduzieren. Für Vulkan, als mittelständischem Unternehmen, war aber von Anfang an klar, dass wir auf keinen Fall in vielen Ländern der Region Tochterniederlassungen aufmachen und Mitarbeiter einstellen können. Wir haben deshalb von vornherein Vertriebspartner gesucht und mittlerweile in den Schlüsselländern, also in Chile, Peru, Kolumbien und Mexiko, sehr erfahrene und verlässliche lokale Partner gefunden. Wer in Brasilien und ich würde sagen in der ganzen Lateinamerikaregion dauerhaft erfolgreich sein will, der muss einen langen Atem haben und sich darüber im Klaren sein, dass es hier immer wieder Ups and Downs gibt. Man muss einfach in Kauf nehmen, dass sich hier viele Dinge oft abrupt ändern und einem die Karten durchmischen; und dann muss man sich etwas Neues einfallen lassen. Aber die vielen deutschen Unternehmen, die in der Region seit langem erfolgreich unterwegs sind, zeigen ja, dass es geht. Wie steht es um die Entwicklung in Bezug auf Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz in Brasilien? Wie stehen die Unternehmen dazu, vor allem die deutschen Unternehmen? Sind das aktuelle Themen? Das Thema Umwelt, die Kenntnis und die Sensibilisierung der Bevölkerung im Allgemeinen was Umweltschutz, Umweltthemen angeht, war 1995, als ich zum ersten Mal nach Brasilien kam, noch sehr wenig verbreitet. Das hat sich seitdem stark geändert! Heute kennen sich viele Brasilianer mit der Bedeutung des Schutzes unserer Umwelt und der Ressourcen aus und tragen dem Sorge. Generell kann man auch sagen, dass die deutschen Unternehmen hier Vorreiter sind und stets waren, da sie auch über die internen Qualitätszertifizierungssysteme - Umweltzertifizierungssysteme - natürlich schon seit Ende der 90er Jahre neue Systematiken und Prozesse eingeführt haben, bevor dann andere Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt nachgefolgt sind. Für die deutschen Firmen in Brasilien ist das heute ein wichtiges Thema und ein Qualitätsmerkmal. Wir verkaufen uns mit diesem Qualitätsmerkmal und wollen damit wiedererkannt werden bei unseren Kunden und der Bevölkerung insgesamt. ESG – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – werden immer wichtiger. Man kommt immer mehr dahin, dass man sagt, ein Unternehmen kann nicht nur danach bewertet werden, wie viel Geld es verdient oder Umsatz es macht, sondern es muss sich auch messen lassen an der Verantwortung, die es für die Umwelt und für die Gesellschaft übernimmt. Das ist in Brasilien – genauso wie weltweit - zunehmend ein Thema für Unternehmen, die sich an der Spitze positionieren wollen. Sie haben verschiedene deutsche Unternehmen in Lateinamerika geleitet und aufgebaut – was sind Ihrer Meinung nach die Stärken des deutschen Unternehmertums? Ich glaube, dass der Ruf, den wir Deutschen bei den Menschen in Lateinamerika haben, in den weitaus meisten Fällen stimmt. Man spricht uns zu, dass wir zuverlässig sind, dass wir gute Qualität erzeugen, dass wir hervorragendes Know-how und eine gute Ausbildung haben. Und man erkennt ganz allgemein an, dass deutsche Unternehmen sich in der überwiegenden Mehrzahl fair verhalten. Wir werden im Allgemeinen nicht in Zusammenhang mit Korruption gesehen, mit Politik oder irgendwelchen Aktivitäten, die als negativ für die Gesellschaft angesehen werden könnten. Deutsche Unternehmen gelten meistens als attraktive Arbeitgeber, nicht nur wegen der gerechten Entgeltsysteme, sondern auch ganz generell wegen der positiven Firmenkultur, die wir üblicherweise mitbringen. Sie bringt für die Mitarbeiter viele Vorteile, u.a. auch in Bezug auf gute Ausbildungschancen. Wenn jemand in Lateinamerika ein paar Jahre bei einem deutschen Unternehmen gearbeitet hat, dann nimmt der Mitarbeiter, wenn er dann mal weggeht, schon als einen gewissen Status mit, dass er bei einem guten Unternehmen tätig war und dass er dort eine ganze Menge gelernt und sich weiterqualifiziert hat. Das Werk von Vulkan do Brasil liegt in Itatiba, mitten im grünen Landesinneren des Bundes- staates São Paulo 47

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