LAV Magazin 2022

Und was sind die Schwächen einer eher deutschen Herangehensweise in einem lateinamerikanischen Wirtschaftsumfeld? Die Schwierigkeit deutscher Geschäftsführer in Lateinamerika besteht oft in der Vermittlung unserer lokalen Situa- tion, Kultur, Gepflogenheiten und der Umstände, aus denen heraus bestimmte Geschäftssituationen entstehen. Es gibt, was die deutsche Sicht der Geschäftsführung auf die Geschäfte, die Märkte und das Funktionieren des Geschäftemachens in Lateinamerika angeht, einen ziemlich großen Unterschied zwischen denjenigen Deutschen, die in der Region sind, die das Wirtschaften hier vor Ort kennen und verstehen und den anderen, die typischerweise in den Zentralen in Deutschland sitzen und Probleme damit haben, diese ihnen fremde Geschäftsumgebung zu verstehen. Ein Nachteil bei Deutschen, die aus Deutschland kommen und sich hier engagieren, sei es am Anfang ihres Aufenthalts oder im Rahmen von Reisen, ist zudem oft, dass sie 1 zu 1 die Arbeit so übernehmen und erledigen wollen, wie sie es aus Europa kennen. Das funktioniert hier nicht. Zudem sind Ungeduld, und ein manchmal durchaus als aggressiv empfundener Umgangstil und -ton oft problematisch. Ich bin davon überzeugt, dass man in der Region Lateinamerika nur dann gute Geschäfte machen kann, wenn man die Kultur und die Sprache versteht. Dann kombinieren die Deutschen, mit ihrem Know-how, mit ihrer Ausbildung, mit ihrer Disziplin und mit ihrer Planmäßigkeit unheimlich gut mit den Lateinamerikanern. Sobald Vertrauen zueinander entsteht, sind die beiden Parteien gemeinsam oft sehr erfolgreich. Eine Besonderheit ist sicher auch die Herangehensweise an geschäftliche Be- ziehungen. In Lateinamerika haben die Menschen meistens eine natürliche Lebenseinstellung; sie trennen die Dinge nicht. Das bedeutet, auf der Arbeit, die als ein wichtiger Teil ihres Lebens angesehen wird, sind sie nicht anders in ihrem Verhalten als in ihrer Freizeit. Die deutsche Bezeichnung „Geschäftsfreund“ wirkt hier sehr befremdlich, denn hier wird man als Ausländer wahr- und als Person aufgenommen. Es kann leicht Unverständnis hervorrufen, wenn man Berufliches und Privates strickt trennt. Was unterscheidet deutsche/europäische Führungskräfte von den lokalen? Als Führungskraft, besonders im Ausland, findet man sich oft mit der Her- ausforderung konfrontiert, die aber auch die einzigartige Möglichkeit bietet, Dinge anders und/oder besser machen zu müssen. Deutsche Führungskräfte in Lateinamerika haben zudem im Allgemeinen mehr soziales Verständnis für die Mitarbeiter, für die Nöte der Mitarbeiter, als vielleicht lokale Kollegen in vergleichbaren Positionen. Ein Negativbeispiel dafür ist Mexiko, wo ich damals die Erfahrung gemacht habe, das dort eine Art Klassengesellschaft in der Industrie herrschte, die wenig durchlässig war und auch kaum durchbrochen werden konnte. Da gab es die Leute, die eine Top Ausbildung hatten, die aber auch nur Top Geld verdienen, einen Top Job machen und wenn möglich, sich dabei nicht dreckig machen und auch nicht zu viel arbeiten wollten. Das waren oft Leute in Führungsposi- tionen. Und dann gab es den Mittelbau und schließlich diejenigen, die in der Hierarchie ganz unten standen – fast Aufstieg und Wachstum zu einem lokalen, regionalen und globalen Marktführer im Bereich industrielle Antriebstechnik "Heppy Family" - Klaus F. Hepp mit Frau Selma und den beiden Söhnen Geywison und Gabriel 48 Mitglieder des LAV

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