Am 11. und 12. Oktober 2018 lud der Lateinamerika Verein e.V. gemeinsam mit der Handelskammer Hamburg und unter der Schirmherrschaft des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, zum 69. Lateinamerika-Tag nach Hamburg ein. Ehrengast beim Galadiner war S.E. Sebastián Piñera, Präsident der Republik Chile. Das große Interesse an der diesjährigen Konferenz zeigte sich an einem neuen Besucherrekord: Alle Veranstaltungen des LAT 2018 waren teilweise bereits Wochen vorher komplett ausgebucht. Mit knapp 1250 Anmeldungen zu den vier Veranstaltungen war es der meistbesuchte LAT aller Zeiten.
Die Santander Consumer Bank AG lud mehr als 200 Konferenzteilnehmer bereits am 10. Oktober zum Vorabendempfang in die Handelskammer, um neue Kontakte zu knüpfen und alte Bekannte wiederzusehen.
Der erste Konferenztag am 11. Oktober fand mit 385 Teilnehmern unter dem Titel „Lateinamerikanische Handelsallianzen im globalen wirtschaftlichen Kontext“ statt. Die hochrangigen Vertreter der lateinamerikanischen Bündnisse präsentierten als Key-Note-Speaker den aktuellen Stand und ihre Sicht auf die internationale Positionierungen ihrer Allianzen: Melvin Redondo, Generalsekretär der SIECA aus Guatemala-Stadt, Ricardo Baluga, Stellvertretender Generaldirektor für Angelegenheiten des MERCOSUR und Regionaler Integration vom Außenministerium der Republik Östlich des Uruguay aus Montevideo sowie Edgar Vásquez Vela, Vizeminister für Außenhandel der Republik Peru und Präsident Pro Tempore der Spitzengruppe der Pazifik-Allianz aus Lima diskutierten außerdem nach ihren Key-Notes mit der spanischen Wirtschaftswissenschaftlerin Prof. Inmaculada Martinez-Zarzoso von der Georg-August Universität Göttingen über Konsequenzen, Strategien und aktuelle Entwicklungen.
Die Key-Notes finden Sie hier:
Melvin Redondo - Generalsekretär der SIECA
Ricardo Baluga - Stellvertretender Generaldirektor für Angelegenheiten des MERCOSUR und Regionaler Integration vom Außenministerium der Republik Östlich des Uruguay aus Montevideo
Edgar Vásquez Vela - Viceministro de Comercio Exterior de Perú
In den anschließenden drei parallelen Foren gab es rege Diskussionen über die Themen Food & Agribusiness, Business Culture & Leadership sowie Smart Logistics.
Im Forum 1 Food & Agribusiness wurde deutlich, dass das Thema sichere Lebensmittelversorgung bei einer steigenden Weltbevölkerung generell sehr großes Potential in sich birgt und insbesondere auch in Lateinamerika zu einem deutlich wachsenden Sektor führen kann. Ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit lateinamerikanischer Produkte sind dabei die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Produzenten, Standards und Normen der entwickelten Märkte bedienen zu können.
Im Forum 2 Business Culture & Leadership wurden die unterschiedlichen Geschäftskulturen zwischen Lateinamerika und Europa herausgestellt, inklusive die inneramerikanischen Differenzen auf verschiedensten Gebieten, aber auch die Bedeutung einer gegenseitig praktizierten respektvollen Begegnungskultur. Die Relevanz des Themas zeigte sich auch darin, dass dieses Forum das Meistbesuchte des Konferenztages war.
Deutsche Bahn, Nutzfahrzeughersteller, Logistikunternehmen oder innovative Startups: Viele Instanzen forschen daran, wie sich die sogenannte Logistikkette intelligenter machen lässt. Über diese Entwicklungen und vor allem Herausforderungen diskutierten die Teilnehmer des Smart-Logistics-Forums 3. Thematisiert wurden dabei u.a. die Preisbildung von Transportkosten, die Bedeutung dynamischer Mitarbeiter und die reelle Infrastruktur.
Am Nachmittag gab es eine erfolgreiche Fortsetzung des LAV-Junioren-Programms, das mittlerweile zu einem festen Bestandteil des LAT geworden ist. In diesem Jahr wurden die unternehmerischen Erfahrungsberichte der jungen Entscheidungsträger von einem besonderen Gast eingerahmt: Tischlermeister Alexander Eischeid war mit seiner Vespa von Alaska bis nach Feuerland über den gesamten amerikanischen Kontinent und durch 19 Länder gefahren. Auf dem LAT präsentierte er Eindrücke seiner Abenteuerreise; seine Vespa hatte er in die Handelskammer mitgebracht. (Weiterführender Link: www.vesparicana.de)
Beim Galadiner, dem traditionellen Höhepunkt des Lateinamerika-Tages, sprach Dr. Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, als Schirmherr des LAT zu den 350 Gästen des Galadiners im festlich beleuchteten Börsensaal der Handelskammer Hamburg. Zuvor hatte Bodo Liesenfeld, Vorsitzender des Vorstandes des Lateinamerika Vereins, das Wort an die Gäste gerichtet. Das Highlight des Abends folgte: Der diesjährige Ehrengast, S.E. Sebastián Piñera, Präsident der Republik Chile, hielt eine engagierte Rede, in der er die Gemeinsamkeiten beider Länder sowie die Möglichkeiten deutscher Unternehmen in Chile hervorhob.
Den Auftakt zum Wirtschaftstag Chile bildete in gewissem Sinne bereits das Galadiner, welches am Donnerstagabend in der Handelskammer stattfand und zu dem eine mehr als 20köpfige Delegation aus Chile den Präsidenten des Landes begleitete. Nachdem der chilenische Präsident auf dem Galadiner eine positive und zukunftsgewandte Rede gehalten hatte, in welcher er die Stabilität seines Landes unterstrich und seinen absoluten Willen bekräftigte, sein Land in den nächsten Jahren noch stärker dem Standard der führenden Industrienationen anzunähern, fokussierte der Wirtschaftstag Chile mit mehr als 300 Teilnehmern wichtige Themenfelder für die zukunftsorientierte Ausrichtung des Landes.
Bei seiner Begrüßung verwies Dr. Ulrich Nussbaum, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, auf die gute Kooperation zwischen Deutschland und Chile und die Stärkung der Zusammenarbeit in energiepolitischen Fragen sowie bei der Managerausbildung durch den aktuellen Abschluss zweier Abkommen. Die Frage nach einem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen beiden Ländern benannte er als wichtigen Faktor für die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, die auch kurzfristig lösbar sei. Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin in der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, verwies in ihrem Grußwort auf die besondere Beziehung zwischen Hamburg und Chile.
In den Keynotes präsentierten der Direktor von ProChile, Jorge O’Ryan und der Präsident des Unternehmerverbandes Sofofa, Bernardo Larraín Matte, ein Land, das durch überdurchschnittlich gute Rahmenbedingungen für Investitionen in die chilenische Volkswirtschaft, Chile zu einem idealen Standort für deutsche Unternehmen macht, die von dort heraus in die gesamte lateinamerikanische Region exportieren möchten. Die politische und wirtschaftliche Stabilität bilden zudem einen soliden Rahmen für zukunftsträchtige Entwicklungen. Der politische Wille des Präsidenten, sein Land in den nächsten Jahren den Standards führender Industrienationen anzugleichen, kam vermehrt zum Ausdruck: Chile soll „digital“ werden. Dabei spielen der Ausbau von Wertschöpfungsketten, der Produktion und Services für Chile eine wichtige Rolle. ProChile und die Sofofa sehen es als ihre Aufgaben, besonders die kleinen und mittelständischen Unternehmen des Landes sowie die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor zu stärken.
Die Key-Notes finden Sie hier:
Jorge O’Ryan - Direktor von ProChile
Bernardo Larraín Matte - Präsident Industrieverband SOFOFA
Die anschließende Podiumsdiskussion vertiefte die bereits angesprochenen Themen. Wichtig für Chile sind dabei u.a. auch Fragen wie die berufliche Ausbildung, die Modernisierung von Institutionen, die Stärkung der Frauen in der Wirtschaft und die Möglichkeit der Vergabe von Kleinstkrediten.
In drei parallelen Foren sprachen ausgesuchte Referenten über die Digitalisierung vor allem im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Firmen, die Konsolidierung von Start-ups und Unternehmen mithilfe moderner Venture Capital Konzepte sowie die Bedeutung nachhaltiger Konzepte und Umsetzungsstrategien für den Lebensmittelbereich.
In Forum 1 zum Thema „Digitalization in SMEs: shared challenges between Chile and Germany“ wurde deutlich, dass es viele Bereiche gibt, in denen Deutschland und Chile ähnlichen Herausforderungen gegenüber stehen und in denen sie voneinander lernen könnten. Die Experten des Forums betonten zudem die enormen Möglichkeiten, durch Digitalisierung Unternehmen effizienter und wettbewerbsfähiger zu machen.
Forum 2 „Entrepreneurship and Venture Capital“ war das meistbesuchte des Tages: Chile bietet im lateinamerikanischen Vergleich sehr gute Rahmenbedingungen für Venture Capital, die internationalen Standards entsprechen. Diese Information muss breiter gestreut werden, da bei vielen Investoren und Entscheidungsträgern das Wissen über die Möglichkeiten, die das Land bietet, fehlt.
Das dritte Forum „Sustainability in the Food Industry“ ging der Fragestellung nach, was der branchenspezifische Ansatz der Nachhaltigkeit für chilenische Unternehmen und Exporteure bedeutet, wie dieser Terminus selbst sich überhaupt definieren lässt und wie die Umsetzung von Standards und die Frage der Zertifizierung gelöst werden. Fazit war, die bisherige Anwendung von Zertifizierungen verkompliziert den Marktzugang für viele chilenische mittelständische Unternehmen; die Frage der nachhaltigen Produktion lässt sich nicht für alle Produkte gleichermaßen beantworten und die wichtigste Bedingung für eine Produktionsänderung kann nur über den Preis geschehen.
Den 69. Lateinamerika-Tag beschloss der Vorstandsvorsitzende Bodo Liesenfeld, gemeinsam mit der Hauptgeschäftsführerin der AHK Chile, Cornelia Sonnenberg.