LAV Magazin 2022

teil aus Russland. Weil die Kosten für Dünger etwa beim Anbau von Kaffee etwa 20 % der Gesamtkosten ausmachen und bei Mais sogar 40 %, wirke sich die aktuelle Knappheit an Dünger deutlich auf die kleineren oder mittleren Volkswirtschaften in der Region aus, die stark vom Export dieser Güter abhängen. In der Region stiegen im Jahr 2021 die Preise für importierte Lebensmittel um 28 % im Vergleich zum Vorjahr, so die Vereinten Nationen. In allen weltweit am wenigsten entwickelten Ländern zusammen waren es 27 %. Angesichts der weltweiten Notwendigkeit alternatives Saatgut zu identi’- zieren, lohnt es sich den Blick auf das Erbe tausendjähriger Kulturen zu weiten: Auf den Feldern der Region wachsen traditionelle Nahrungsmittel wie Quinoa oder Amaranth, die als Basisgetreide von indigenen Hochkulturen seit jeher kultiviert werden und eine wichtige Rolle bei der Diversi- ’zierung der Landwirtschaft spielen können. Die FAO stuft die „Andenhirse“ nicht nur wegen ihrer vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, sondern auch aufgrund ihrer hohen Nährstoffqualität und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Umweltbedingungen als vielversprechend ein. Wird deren Anbau gezielt gefördert, reduziert das die Abhängigkeit anderer Grundnahrungsmitteln wie Reis oder Weizen. Frauen müssen Teil der Lösung sein, damit Entwicklungspolitik erfolgreich ist Eine hohe informelle Beschäftigung charakterisiert die lateinamerikanischen Arbeitsmärkte, von deren Schattenseiten Frauen tendenziell stärker betroffen sind als Männer. Frauen übernehmen in Lateinamerika auch eine maßgebliche Rolle bei der landwirtschaftlichen Produktion, der Verarbeitung und dem Verkauf der Produkte auf lokalen und regionalen Märkten und tragen damit zur Ernährungssicherung der Haushalte bei. Ihre Situation ist aber schwierig: Die landwirtschaftliche Produktivität ist in kaum einer anderen Region der Welt so niedrig, die Resilienz gegenüber externen Schocks wie Dürren oder Überschwemmungen ist gering und die Frauen erhalten kaum Zugang zu erschwinglichen Finanzprodukten wie Krediten oder Bankkonten. Benachteiligungen aufgrund ihres Geschlechts und Gewalt gehören für Frauen und Mädchen vielerorts zum Alltag; ihre Diskriminierung ist in vielen Ländern strukturell in Traditionen oder gesellschaftlichen Normen fest verankert. Es ist daher als besonders wichtiges Zeichen zu verstehen, dass Bundesministerin Svenja Schulze, während ihrer Lateinamerikareise ein Frauenrechtsprojekt der Organisation von Aymara-Frauen in Kollasuyo (Organización de Mujeres Aymaras del Kollasuyo, OMAK) besuchte. Sie unterstrich damit den hohen Stellenwert einer feministischen Entwicklungspolitik. Diese geht jedoch über die Förderung von Frauen etwa im Hinblick auf die Registrierung von Landrechten oder einen leichteren Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln hinaus. Sie setzt sich laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) „umfassend für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben – unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung, Hautfarbe, Behinderung oder von anderen Merkmalen“ ein. Privatwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit – Hand in Hand Doch bei der Lateinamerikareise von Svenja Schulze wurde deutlich: Die Herausforderungen für die Region sind immens und sie können nicht allein mit öffentlichen Mitteln bewältigt werden. Daher ist auch die Privatwirtschaft gefragt, sich dort wie auch in anderen Regionen für eine entwicklungsorientierte und nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu engagieren. Der Privatsektor hat hier ein enormes Erfolgspotenzial: Er entwickelt neue wissensbasierte Technologien für eine nachhaltige Landwirtschaft und kann seine ’nanziellen Ressourcen, sein Know-how und Innovationen in die Landwirtschaft und damit in den Kampf gegen Hunger investieren. Mit vielen Partnern für eine „Just Transition“ in Lateinamerika Zusammenarbeit ist der Schlüssel für eine Just Transition zu dessen Erreichung Akteur*innen über alle Sektoren hinweg aufgerufen sind zu kollaborieren. In diesem Sinne arbeitet das BMZ eng mit vielen internationalen Partnern, wie der Weltbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB), der Europäischen Union und den Vereinten Nationen zusammen. Diesen Ansatz unterstrich auch das Reiseprogramm der Ministerin in Kolumbien und Bolivien. Sie traf sich mit Vertreter*innen der jeweiligen Regierungen, der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und der internationalen Zusammenarbeit. Ein solcher Ansatz ist unverzichtbar, damit die vielschichtige sozial-ökologische Transformation der Wirtschaft in Lateinamerika Früchte trägt. Unternehmen, die sich engagieren wollen und auf der Suche nach attraktiven Finanzierungs- und Förderinstrumenten sind, nden bei der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) Branchenexpert:innen, die sie umfassend beraten und sie bei der Planung von nachhaltigen unternehmerischen Vorhaben in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützen. Das gilt auch für Projektideen von Unternehmen zur sozial-ökologischen Transformation, etwa zu den Bereichen Klima, Energie, Agrarwirtschaft und Digitalisierung. DIE AGENTUR FÜRWIRTSCHAFT & ENTWICKLUNG: BERATUNG UND FÖRDERUNGVONUNTERNEHMERISCHEM ENGAGEMENT IN ENTWICKLUNGS- UND SCHWELLENLÄNDERN © Leon Kügeler/photothek.net 24 Agentur für Wirtschaft und Entwicklung – AWE

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