LAV Magazin 2023

Johan Peter Schryver ist Managing Director der HJ Schryver & Co GmbH, einer Speditionsfirma aus Hamburg und seit 1999 Mitglied im LAV. DDW - Die Deutsche Wirtschaft - listet Johan Peter Schryver als eine der Führungspersönlichkeiten der deutschen Wirtschaft in den Rankings der wichtigsten Unternehmen Deutschlands. Wir wollen von ihm mehr über die Entwicklung seiner Firma erfahren, wie er die deutsch -lateinamerikanischen Verbindungen einschätzt und welche Zukunftswünsche er hat. Ihr Vater hat die Firma gegründet und Sie wuchsen von klein auf dort hinein. War es von Beginn an Ihr Wunsch, das Geschäft einmal zu übernehmen oder gab es auch andere Berufswünsche? Ja, mein Vater hat 1929 die Firma gegründet, nachdem er seine Lehre bei einem größeren Mitbewerber, was damals schon die Firma Kühne & Nagel war, absolviert hatte. Nach einigen Jahren des Angestelltendaseins traf er die Entscheidung, sich selbstständig zu machen. Die Firma wuchs zuerst, kam dann jedoch aufgrund des Kriegsausbruchs und mit Zusammenbruch des Außenhandels praktisch zum Erliegen. Erst in den 50er Jahren gab es einen Neuanfang. Ich hatte schon von klein auf Interesse daran, in diesem Bereich zu arbeiten, ohne dass mein Vater viel Druck ausgeübt hätte. Und als ich 1960 mit der Lehre in einem Außenhandelsunternehmen in Hamburg anfing, war eigentlich langfristig klar, dass ich eines Tages in die familieneigene Firma eintreten und das Geschäft dann irgendwann auch übernehmen beziehungsweise führen würde. Angefangen habe ich aber in einem Exportunternehmen und dort habe ich schon in der Lehrzeit die kleine Speditionsabteilung übernommen. Es war eine kleine Firma mit wenigen Angestellten. Deshalb mussten die Lehrlinge damals, heute Auszubildende, gleich als vollwertige Arbeitskräfte mitarbeiten. Zudem herrschte damals in der Speditionsbranche die Ansicht, dass man den Sohn eines selbständigen Spediteurs schwerlich für eine Lehrzeit übernehmen könne, da man befürchtete, er würde irgendwelche Geschäftsgeheimnisse übernehmen. Die Firma Schryver ist heute weltweit aktiv, aber begonnen hat alles mit Mexiko. Woher kam das Interesse an Lateinamerika und warum hat sich die Firma so stark nach Mexiko orientiert? Das Interesse an Lateinamerika kam daher, dass ein ehemaliger Mitarbeiter meines Vaters aufgrund der politischen Situation vor dem 2. Weltkrieg nach Mexiko auswanderte und sich anbot, für uns dort die Vertretung zu übernehmen. Das ganze Modell brach natürlich mit Kriegsausbruch zusammen. Nachdem die Verbindung zu dem damals nach Mexiko ausgewanderten Mitarbeiter abgerissen war, hat die Firma Anfang der 50er Jahre von Deutschland aus einen Vertreter nach Kuba geschickt. Unsere Geschäfte mit Kuba liefen damals gut. Als die Probleme dort aufflammten und auch der Umsturz Anfang der 60er Jahre in Kuba erfolgte, ist dieser Vertreter nach Mexiko gegangen und hat sich dort etabliert. Damit begann dort unser Neuanfang und die Firma hat beschlossen, vor Ort stärker Fuß zu fassen. Und die Lateinamerika-Ausrichtung war immer ein klar definiertes Ziel, oder wie kam dies? Wir hatten früher schon Mitarbeiter, die Spanisch sprachen, wieso diese zu uns kamen, das weiß ich nicht mehr, aber es ist so, dass sich auch dadurch der Fokus sehr auf Lateinamerika richtete. Die Beziehungen zu Lateinamerika haben wir stetig weiterentwickelt, speziell zu Mexiko. In Mexiko gab es schon länger eine große deutsche Kolonie. Viele, die aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Lage vor und nach den zwei Weltkriegen ausgewandert waren, führten in Mexiko ihre Geschäfte weiter. Deshalb spielten dort Handel und Industrie eine große Rolle und es bestand eine relativ enge Verbindung zu Deutschland und Europa. Aufgrund dieser Gegebenheiten konnte unsere Firma nach und nach gute Geschäftsbeziehungen zu einigen Firmen stabilisieren, die Importe aus Deutschland oder Europa bezogen. Wie begann Ihre Verbindung nach Lateinamerika? Nun, ich habe 1965-66 ein Volontariat in England gemacht. Für mich war aber klar, wenn ich von dort zurückkehre, dann möchte ich nach Übersee und auch Lateinamerika lag in meinem Fokus. Es ergab sich dann, dass ein Mitarbeiter von uns aus Mexiko den Wunsch hatte, nach Deutschland zurückzukehren, sodass ich 1966 das Angebot erhielt, Anfang ´67 nach Mexiko zu gehen, um dort unsere Firma lokal zu vertreten. Herr Schryver, schildern Sie uns doch bitte ganz kurz in einigen Worten das Hauptgeschäft Ihrer Firma heute und ob und wie sich das im Laufe der Zeit möglicherweise verändert hat. Umfeld und Aufgaben haben sich massiv verändert. Wir agieren zwar auch heute noch in dem Sektor, in dem wir vor 50 - 60 Jahren schon aktiv waren, doch sind heute die Strukturen anders. Die Globalisierung hat sich in diesem Bereich enorm niedergeschlagen und Connecting Latin America with the world – eine Firma und Lebensaufgabe Johan Peter Schryver 40 Mitglieder des LAV

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