LAV Magazin 2022

Arthur E. Darboven ist seit 2022 der neue Vorsitzende an der Spitze des Lateinamerika Vereins. Als Halb-Salvadorianer, durch seine Herkunft und vor allem durch sein Wirken, ist er mit der Mission unseres Vereins schon lange aufs Engste vertraut. Um ihn ein wenig besser kennenzulernen, zu verstehen, was ihn antreibt und wofür sein Herz schlägt, dafür haben wir mit ihm dieses kurze Interview geführt. Wo liegen Ihre Wurzeln Herr Darboven? Ich bin in eine Familie hineingeboren, die mütterlicher- und väterlicherseits im Kaffeegeschäft zu Hause war. Die Familie meiner Mutter produzierte und exportierte Kaffee in El Salvador und mein Vater ist als Kaffeeröster tätig. Mein ganzes Umfeld bestand aus Kaffee. Und Heimat, das ist für mich heute Hamburg, aber auch El Salvador. Sie sind auch imKaffeegeschäft tätig. Gab es jemals eine andere mögliche Karriere für Sie – angesichts des starken Erbes? Es gab durchaus eine Zeit, in der wollte ich auch mal ausbrechen. Ich habe studiert und auch meinen MBA in der Schweiz gemacht, gleichzeitig habe ich aber bereits begonnen, mich umzusehen. Denn ich interessierte mich für einen Marketingposten. Im Zuge meiner Recherchen bin ich dann auf die Firma Wella gestoßen. Sie waren mit ihrer Tochtergesellschaft Schwarzkopf in Venezuela vertreten und hatten gerade Stellen für Marketingassistenten, welche frisch aus der Uni kommen, ausgeschrieben. Das passt zu mir, dachte ich, denn wenn ich nach Vene- zuela gehe, dann bleibe ich in einem Latino- Umfeld und sehe doch einmal etwas ganz anderes als Kaffee. Doch dann erhielt ich einen Anruf aus Winterthur, von einem schweizerischen Rohkaffeekonzern. Ich wohnte damals ja auch in der Schweiz, in Genf. Die Firma war mir nicht bekannt, doch sie sprachen mich einfach an und baten mich, auf ein Gespräch bei Ihnen vorbeizukommen. Und da ich bereits geplant hatte, nach Hamburg zu fahren, lag dieser Besuch sozusagen auf meinemWeg. Sie haben mich lange interviewt, erst auf Deutsch, dann auf Englisch und zum Schluss auf Spanisch. Alles in Allem hat dieses Interview 3 Stunden gedauert und am Ende boten Sie mir eine Stelle in Kolumbien an – als 2. Assistent der Geschäftsleitung! Ich war 24 Jahre alt! Das war natürlich ein sehr verlockendes Angebot. Dieses Interview geschah an einem Freitag, und an diesem Wochenende fiel die Mauer in Berlin. Und an eben diesemWochenende musste ich mich entscheiden und sagte trotz der Bedenken meiner Eltern zu. Also ging ich für meinen ersten Job nach Kolumbien. Was bedeutet Kaffee für Sie? Ich bin demKaffee sehr dankbar, denn ich habe durch Kaffee so viel erleben dürfen. Und die Kaffee -Welt ist voller lieber Menschen. Wenn Sie die Plantagen besuchen, treffen Sie auf Menschen, die ihr ganzes Herzblut in dieses Produkt legen; in den Kaffeeanbau. Sie halten den Kaffee in ihren Händen, als ob es ihr eigenes Herz wäre. Und das überreichen sie einem. Sie sehen dann strahlende, leuchtende Augen, die sagen: Das ist der beste Kaffee der Welt. Und in dem Moment ist es auch der beste Kaffee der Welt. Dieser Stolz auf den eigenen Anbau und die Qualität, das gute Produkt, welches man anbietet, das findet man jedoch weltweit, ob in Indien oder Afrika. Doch selbstverständlich berührt es mich durch meine Verbindung zu Lateinamerika dort am stärksten. Das spricht mir aus der Seele. Man kommt als Europäer in diese Kaffeegemeinschaften und wird sofort von ihnen „adoptiert“. Man wird der Mutter und der ganzen Familie vorgestellt, wird auf Familienfeste eingeladen und lernt dieserart die Menschen und die Länder am besten kennen. Auf diese Weise durfte ich bereits viele Länder wirklich erleben. Indien ist dafür auch ein gutes Beispiel. Viele Menschen wissen nicht, dass Indien der sechstgrößte Kaffeeproduzent der Welt ist. Der indische Tee ist weltberühmt, doch im Süden des Landes wird auch viel Kaffee angebaut. Und dort ist Kaffee ein gleichermaßen emotionales Produkt. Es ist generell ein großartiges Produkt und ich habe dafür bereits fast alle Kaffeeländer der Welt bereist. Mir fehlen auf dem lateinamerikanischen Kontinent aber noch Bolivien und Venezuela. Was ist wichtig imKaffeegeschäft und was können Siemit Ihrer eigenen Firma umsetzen? Nachdem ich meinen Job bei der schweizerischen Kaffeefirma angetreten hatte, bot man mir tatsächlich nach einem Jahr einen Geschäftsführerposten in Mexiko an. Nun, mit 25 Jahren hat man vieles, vor allem Energie und Initiative, aber keine Erfahrung. Ich habe dort zunächst viel gelernt; vor allem eins: Demut. Dort arbeitete ich zum ersten Mal mit Kleinbauern, die sich in Kooperativen organisiert hatten, um einen gewissen Impact zu erzielen. Ich war damals einer der ersten Exporteure für eine solche Kooperative, die sich inMexiko organisiert hatte. Ich konnte ihnen helfen, Kaffeesorten aus der ganzen Welt Arthur Ernesto Darboven Vorstandsvorsitzender des LAV 18 Arthur E. Darboven

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