LAV Magazin 2022

Der Andenstaat hat ein enormes Potenzial und große Ziele für die Produktion und den Export von grünem Wasserstoff. Die Projektpipeline ist voll. Grüner Wasserstoff gilt als Kraftstoff der Zukunft. Doch seine Herstellung aus erneuerbaren Energien ist noch sehr teuer. Kaum ein Land auf der Welt verfügt indes über ähnlich günstige Produktionsbedingungen wie Chile. Das gilt auch für Derivate wie grünen Ammoniak. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) besitzt Chile ein Potenzial für erneuerbare Energieträger von 1.800 bis 2.000 Gigawatt. Das entspricht dem knapp 70-Fachen der aktuell installierten Stromleistung. Die möglichen Stromgestehungskosten liegen bei Solar bei unter 20 US-Dollar (US$) pro Mega- wattstunde; bei Wind betragen sie weniger als 30 US$. Somit ist in Chile beides möglich: die angestrebte Energiewende im Land und der Export von grünem Wasserstoff in die Welt. Über 60 Projekte angekündigt Mehr als 60 Projekte zur Produktion von grünem Wasserstoff wurden landesweit bislang bekannt gegeben. Ein Großteil der Vorhaben entfällt auf den Süden Chiles, der über hervorragende Bedingungen für Windkraft verfügt. Zwar dürfte allenfalls die Hälfte über das Planungsstadium hinauskommen – doch selbst dann wäre das Ergebnis eine wirtschaftliche Revolution. Dinter bezieht sich darauf, dass es für einige der für die Projekte benötigten Produkte in Chile noch nicht genug Nachfrage und Kunden gibt. Oft fehlt auch die Infra- struktur. Schon heute benötigen beispielsweise Raffinerien Wasserstoff. Doch wird dieser bislang mit fossilen Energieträgern hergestellt. Die Umstellung ist technisch einfach. In diese Richtung zielt etwa das Gemeinschaftsprojekt HyPro Aconcagua der Linde AGmit der chilenischen Empresa Nacional de Petróleos (ENAP). Mit einer Elektrolysekapazität von 24 Megawatt sollen dort jährlich 3.000 Tonnen grüner H2 produziert werden, um den grauen Wasserstoff in der zu ENAP gehörenden AconcaguaÖlraffinerie teilweise zu substituieren. HyPro Aconcagua war mit fünf weiteren Vorhaben 2021 als Sieger aus einer Ausschreibung der staatlichen Entwicklungsagentur CORFO (Corporación de Formento de la Producción de Chile) hervorgegangen. CORFOhatte in Chile bereits den Weg für den Aufbau der Solarindus- trie geebnet. Ähnliches erhoffen sich viele Protagonisten für Wasserstoff. Doch ist die Rolle des unter CORFO im Aufbau begriffenen "Wasserstoff-Komitees" noch offen. Chile will bis 2030 die geringsten Herstellungskosten weltweit ermöglichen Immerhin lässt die aktuelle Regierung keinen Zweifel daran, an der ehrgeizigen Strategie ihrer Vorgängerin festzuhalten: Auch das chilenische Energieministerium verfolgt ambitionierte Pläne für den Einsatz des grünen Kraftstoffs. Demnach soll der vor Ort produzierte Energieträger kurz- bis mittelfristig Importe von Ammoniak als Grundstoff für Dünger und Sprengstoff ersetzen und grauen Wasserstoff in den Raffinerien substituieren. Angestrebt ist auch ein Einsatz von grünem Wasserstoff im Personen- und Güterverkehr. Große Hoffnungen setzt das Ministerium zudem auf den Export von grünem Wasserstoff und -derivaten: Dieser soll ab 2028 beginnen und bis 2050 ein Volumen von rund 30 Milliarden US$ erreichen. Zum Vergleich: Kupfer, Chiles wichtigstes Exportgut, kam 2021 auf einen Exportwert von 53 Milliarden US$. Pilotanlage unter deutscher Beteiligung Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn de facto wird grüner Wasserstoff in Chile bislang, abgesehen von wenigen Forschungsvorhaben, weder produziert noch verbraucht. Vorreiter ist die 2020 initiierte Pilotanlage Haru Oni. Noch 2022 soll hier die Produktion von synthetischen Elektrokraftstoffen (eFuels) beginnen. Beteiligt sind Siemens Energy und Porsche. Das Bundesministerium Die größten Erfolgsaussichten haben Projekte mit gesicherter Abnahme. Frank Dinter, Geschäftsführer von Fraunhofer Chile Torres del Paine © Monica Volpin, Pixabay In Chiles Wasserstoffsektor herrscht Goldgräberstimmung 38 Germany Trade and Invest – GTAI

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