LAV Magazin 2022

Stefanie Schmitt Leiterin des Auslandsbüros für Chile, Uruguay und Paraguay Chiles Strategie für grünen Wasserstoff Chiles "Estrategia Nacional de Hidrógeno Verde" wurde im November 2020 veröffentlicht. Wichtige Ziele sind: mindestens 5 Gigawatt Elektro- lysekapazität in der Entwicklung oder im Aufbau bis 2025; Anstieg der Elektrolysekapazität auf 25 Gigawatt bis 2030; Chile soll mit Investitionen in Höhe von 5 Milliarden US$ bis 2025 Hauptzielland für H2-Investitionen in Latein- amerika sein; Ausbau der jährlichen Produk- tion auf mindestens 200.000 Tonnen des Energieträgers bis 2025; Chile soll 2030 das Land mit den geringsten Herstellungs- kosten weltweit sein; angestrebter Preis: 1,3 US$ pro Kilogramm; Erlöse in Höhe von jährlich mindestens 2,5 Milliarden US$ aus dem Export von grünem Wasserstoff und -derivaten ab 2030; Chile soll bis 2040 einer der drei weltgrößten Exporteure werden Patagonien © Steve Wilson, Pixabay für Wirtschaft und Klimaschutz fördert das Projekt im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie. Ausgelegt ist Haru Oni auf eine jährliche Produktion von zunächst 350 Tonnen eMethanol sowie 130.000 Litern eFuels für die Porsche-Flotte. In der Sprache der indigenen Bevölkerung bedeutet "Haru Oni" starker Wind. Tatsächlich weht dieser in der Region Magallanes so konstant, dass eine Windkraftanlage rund 270 Tage im Jahr mit Volllast betrieben werden kann. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur rund 70 Tage. Entsprechend ist die installierte Leistung nur ein Indikator dafür, wieviel Strom eine Anlage produzieren kann. Entscheidend ist aber auch, wie lange sie auf Volllast gefahren werden kann – und da hat Chile im Vergleich zu Australien, den USA oder der Europäischen Union (EU) die Nase vorn. Beispielsweise bläst der Wind in bestimmten Regionen Chiles an Land an 70 bis 75 Prozent der Tage im Jahr deutlich ausdauernder als an vergleichbaren Offshore-Standorten in der EU (50 bis 55 Prozent). Solarmodule liefern im Andenstaat an geeigneten Standorten 37 Prozent der jährlichen Stunden Strom. In Spanien liegt dieser Wert dagegen bei 20 bis 25 Prozent, erläutert Erwin Plett, Sekretär beim chilenischen Wasserstoffverband H2Chile auf Basis von Daten des chilenischen Energieministeriums und einer Studie von McKinsey. Vor allem der Bergbau wird grünen H2 nachfragen. Der wichtigste Industriezweig Chiles sieht sich in der Pflicht, seine Umweltbilanz zu verbessern und will deshalb seinen Fahrzeugpark von Diesel auf Wasserstoff umstellen. Außerdem gibt es Bestrebungen, grünen Ammoniak für die Sprengstoffindustrie zu produzieren. Kleinere Nachfragemengen sind aus der Holzindustrie (Lkw), bei Fernbussen, der Lachsproduktion und der Logistikwirtschaft (Gabelstapler und Lkw) zu erwarten, schätzt Christoph Meyer, Experte für erneuerbare Energieträger in der AHK Chile. Geschäftschancen für Investoren, Lieferanten und Berater Abgesehen davon, dass deutsche Firmen wie Siemens, Porsche, Linde, aber auch RWE in Chile bereits heute mit einem Fuß in der Tür zur Produktion von grünem Wasserstoff stehen, zeichnen sich über die gesamte Herstellungskette hinweg Lieferchancen für deutsche Firmen und ihre Produkte ab, Beispiele sind: Ausstattung von Windparks Elektrolyseure Speichertechniken Brennstoffzellen Beratung im Maschinen- und Anlagenbau Aufbau der erforderlichen Infrastruktur Stadtplanung Serviceleistungen für Betrieb und Wartung Logistik der Häfen. 39

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