Bolivien befindet sich kurz vor den bevorstehenden Wahlen im Oktober 2025 in einer tiefgreifenden politischen, institutionellen und gesellschaftlichen Krise. Der Bericht der Konrad-Adenauer-Stiftung beschreibt ein Land, dessen demokratische Grundlagen zunehmend unter Druck geraten. Im Zentrum der aktuellen Spannungen steht die Regierungspartei „Movimiento al Socialismo“ (MAS), die intern gespalten ist. Zwischen dem derzeitigen Präsidenten Luis Arce und dem früheren Staatschef Evo Morales ist ein offener Machtkampf ausgebrochen. Beide beanspruchen die Führung innerhalb der Partei – eine Auseinandersetzung, die die politische Stabilität des Landes massiv beeinträchtigt. Hinzu kommt eine institutionelle Blockade: Die geplanten Richterwahlen wurden mehrfach verschoben, das Verfassungsgericht agiert politisiert und mit eingeschränkter Legitimität. Dadurch entstehen erhebliche Zweifel an der Unabhängigkeit und Funktionsfähigkeit zentraler Staatsorgane. Die soziale Lage ist angespannt. Seit dem gescheiterten Putschversuch im Juni 2024 ist das Vertrauen in staatliche Institutionen weiter gesunken. Blockaden, Demonstrationen und gewaltsame Zusammenstöße prägen das öffentliche Leben. Auch indigene Organisationen und Menschenrechtsgruppen äußern zunehmende Besorgnis über Repressionen und politische Instrumentalisierung der Justiz. Zwar haben internationale Organisationen wie die OAS, die EU und das Carter Center ihre Wahlbeobachtung zugesichert, doch bleibt die Sorge bestehen, dass Unregelmäßigkeiten und politische Einflussnahme den Urnengang beeinträchtigen könnten. Trotz allem deutet sich laut aktuellen Umfragen eine starke Position der MAS bei den anstehenden Wahlen an – wenngleich unklar ist, wer letztlich als offizieller Kandidat ins Rennen geht. Sollte Morales' Kandidatur endgültig durch die Justiz abgelehnt werden, drohen erneut massive Proteste seiner Anhängerschaft. Der Bericht zeigt deutlich: Bolivien steht an einem Scheideweg. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob das Land einen Weg zu demokratischer Normalität zurückfindet – oder weiter in Polarisierung und institutionelle Erosion abrutscht.
Den kompletten Länderbericht der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) finden Sie hier.