Forum 2: Logistik & Trade: “Trade and value chains before and after the pandemic”
Dieses Forum vereinte die Beobachtungen und Perspektiven der Forschung in Logistik und Wertschöpfungsketten der Akademie (Moderation von Prof. Dr. Marcos Ritel, Assistant Professor of International Trade der Kühne Logistics University) mit den Alltagserfahrungen des geschäftlichen Betriebs. Víctor Agraz, Logistik- und Qualitätsplaner der ZF Friedrichshafen erzählte als Zulieferer und Nutzer der Logistikketten von den Engpässen ab Beginn der Pandemie, die bis jetzt anhalten. Darunter fallen Probleme im Bereich Mitarbeiter, Preisdruck aber auch die Vorteile der lokalen Wertschöpfung als Lieferant der Automobilindustrie. Pablo Bowen, Associate Partner, Region Süd- und Nord-Amerika der Hamburg Port Consulting GmbH (HPC) berichtete als Experte von Business Szenarien von der Notwendigkeit, neue Extremereignisse wie die Pandemie oder die Blockade des Suez-Kanals in Berechnungen einzubringen. Eigentlich kann man nicht mehr nur „just in time“ sondern muss strategisch „just in case“ denken. Volker Toepfer, Director Global Sales der Dako Worldwide Transport GmbH sieht den Sektor ganz anders betroffen als in der Krise 2008. Diesmal hat die Krise grundlegende Dinge verändert, wie Fristen und Preise für die Frachten und die Freistellung von Personal oder „social distancing“ Herausforderungen. Vieles hänge von der Öffnung oder Schließung von Grenzen ab. Es sei gleichzeitig eine Chance für Lateinamerika, um mehr Wertschöpfung in der Region zu generieren und nicht nur Commodities zu exportieren.
Das Publikum meldete sich sehr aktiv zu Wort und beteiligte sich mit Fragen und Kommentaren zu der Perspektive der steigenden Preise für Logistikdienstleistungen, zur Unterbrechung der Logistikketten aufgrund von fehlenden Containern, Lagerkapazitäten, fahrenden Lkws und Personal. Auch stellte sich die Frage der sozialen Verträglichkeit an die Carrier, ob nun, nachdem Höchstpreise erreicht wurden, die aktuellen Preise noch fair sind oder spekulativ auf maximalen Gewinn gemünzt sind. Mehrere Insolvenzen sind demnach schon auf die Handelskosten zurückzuführen. Eine Frage, an jeden von uns ist: „Braucht mal all die Spielzeuge aus China, oder kann man zu Weihnachten auch lokal einkaufen? Ist der online-Handel tatsächlich das, was wir als Gesellschaft für unsere Zukunft möchten?“ Vielleicht ist es an der Zeit umzudenken. Jede Herausforderung birgt viele Chancen, auch geschäftlicher Art.