Der zweite Tag des LAT 2022 stand unter dem Motto: Innovation. Es war dem LAV gelungen, junge erfolgreiche Unternehmer und Investoren aus der Start-Up Szene in Lateinamerika und eine Vertreterin der Innovationslabors der IDB einzuladen: Ben Bommert, Investor & Builder, ex-CBD/CXO, Dafiti Group (Global Fashion Group Latam), Philipp Povel, Co-founder & Co-CEO, Mondu/Co-founder, Investor & Board Member, Dafiti Group und Yolanda Strachan, Senior Associate, Private Sector Finance, IDB Lab.
In ihren Keynotes gaben sie einen einmaligen und spannenden Einblick in Start-Up Märkte LATAMs, Investitionen und Risikofinanzierungen, Vorteile und Herausforderungen, schilderten die Schritte und Entwicklung ihrer Unternehmungen und erklärten die Funktionsweise und Bedeutung des IDB Lab.
Interessante Informationen zu den Märkten, welche Investments von wem, wann, wo getätigt werden und welche ausgesprochen großen Gelegenheiten bestimmte Branchen und Entwicklungen heute in LATAM offerieren, war Teil des sehr informativen Überblicks über der Status quo und Entwicklungstendenzen der Start-Up Szene in LATAM. Lateinamerika treibt die Fintech-Revolution voran, stützt sich dabei auf regionale Stärken. Dazu zählen u.a.: Rohstoffe/Naturkapital (Mineralien, Landwirtschaft...), der Schutz des Naturkapitals (Kohlenstoff-/Biodiversitätskredite) und die Kultur. Naturbasierte Lösungen sind aktuell hoch gefragt. Sie können ⅓ der Kohlenstoffgutschriften produzieren, die notwendig sind und sein werden, um die notwendige CO² Reduktion weltweit, gemäß dem Pariser Klimaabkommen zu realisieren. Dazu zählen der Schutz und Wiederherstellung natürlicher Kohlenstoffsenken (vermiedene Abholzung, Wiederaufforstung und nachhaltige Landwirtschaft), sie sind qualitativ hochwertig, kosteneffizient und skalierbar. Das IDB LAB unterstützt die Entwicklung von Start-Ups in LATAM und investiert vor allem in die Bereiche: Landwirtschaft und Naturkapital, Bildung, wesentliche Infrastrukturdienste, Talent und Beschäftigung, Gesundheit und finanzielle Eingliederung. Ziel ist es, durch marktgesteuerte Lösungen besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen zu unterstützen und dadurch transformative Auswirkungen herbeizuführen.
In der anschließenden Keynote-Debatte vertieften die Referenten das Thema Innovation unter der Moderation von Peter-Alberto Behrens. Es ging vor allem darum, herauszufiltern, was innovative Unternehmer in Lateinamerika im Vergleich zu Deutschland antreibt und worin die Hauptunterschiede bestehen; wie deutsche Investoren, Unternehmen und Risikokapitalgeber die Innovationschancen in LATAM nutzen und was sie einbringen können; welche Fehler von deutscher Seite aus gemacht werden und vieles mehr. Die IDB, die sich vor allem auf die Fahnen geschrieben hat, zur Entwicklung von Ökosystemen beizutragen, in denen innovatives Unternehmertum gedeihen kann, möchte dies zum Beispiel durch Investitionen in die digitale Blockchain-Infrastruktur realisieren, um technologische Lösungen in der Region zu ermöglichen sowie durch die Förderung des Einsatzes von ethischer KI. Innovation steht für eine integrativere Region und die Suche nach neuen Wegen zur Bewältigung der Herausforderungen, mit denen die Region konfrontiert ist. Es geht um Open Innovation und die Schaffung neuer Industrien (Silver Tech, Worker Tech).
Peter-Alberto Behrens fasste das Fazit des Gespräch am Ende in einigen Punkten zusammen:
- Lateinamerika bietet mit einer allgemein sehr technologiefreundlichen Gesellschaft und einer, insbesondere deutschen Technologieunternehmen gegenüber sehr vertrauensvollen Haltung, günstige Grundlagen und Rahmenbedingungen für ein Engagement im Tech-Bereich.
- Im Vergleich zu Deutschland und Europa sind die Ökosysteme für Tech-Startups in Lateinamerika deutlich unterentwickelt. Gleichzeitig gibt es eine sehr große Unkenntnis der Vielfalt an Chancen, die beispielsweise auch von Entwicklungsbanken wie der IDB bereitgestellt werden. Gleiches gilt für die Szene der bereits erfolgreichen und etablierten lateinamerikanischen Unicorns (Mercado Libre, Rappi, NuBank etc.) – in Europa sind sie kaum bekannt.
- Innovation entsteht auch aus Notwendigkeit. „Aus der Not eine Tugend zu machen“ ist eine Grundhaltung, die im lateinamerikanischen Start-up Unternehmertum weit verbreitet ist.